Nicolai von Wilm an Adolf von Henselt
St. Petersburg, Mittwoch, 2. Juni 1869
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- 1869-06-05: an Henselt
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Hochgeehrter Herr!
Ihr werthes Schreiben habe ich gestern Abend erhalten u. beeile ich mich Ihnen mitzutheilen, daß es mir zu ganz besondrem Vergnügen gereichen würde, Ihnen in irgend einer Art dienlich sein zu können. Ich habe auch schon Schritte gethan, um mir die Erlaubniß zur Benutzung der Original-Partitur auszuwirken, indem (nach eingeholter Erkundigung) Manuskripte nicht wie Bücher zu Jedermanns Verfügung stehen. Es muß eine Bittschrift eingereicht werden u. s. w., wie Sie ja die Umständlichkeit im Umgange mit der russischen Beamtenwelt u. den von ihnen verwalteten Einrichtungen kennen werden. Auch habe ich Aussicht zu einer persönlichen Empfehlung an den Oberbibliothekar. - Am Sonnabend bin ich indessen gezwungen, meine Reise anzutreten, indem ich mit einem Freund, einem jungen Gardeoffizier zusammen fahre. Mit Mühe habe ich diese Verzögerung von ihm ausgewirkt, länger will er aber | durchaus nicht warten. Es würde daher einzig in dem Falle, daß ich bis Freitag keinen Bescheid bekäme, mir bei dem besten Willen nicht möglich sein, Ihren Auftrag auszuführen. Doch will ich diesen schlimmsten Fall nicht fürchten, u. habe Ihnen die Sachlage nur mitgetheilt, damit Sie eine etwaige Nichterfüllung Ihres Wunsches nicht auf Rechnung mangelhafter Dienstwilligkeit meinerseits setzen.
Ich bitte Sie daher, hochgeehrter Herr, Sich bis dahin zu gedulden, auch mich zu entschuldigen, daß ich nicht persönlich bei Ihnen vorgesprochen; ich habe aber vor meiner Abreise noch so viel Gänge u. Besorgungen, daß ich mit jeder Stunde geizen muß.
In der Hoffnung also eines günstigen Erfolges zeichne ich mit der Versicherung vollster
Hochachtung als Ihr ganz ergebener
Nikolaj v.Wilm.
St. Peterbg, den 2ten Juny 69.
Apparat
Zusammenfassung
gibt ihm Zwischenbescheid über seine Bemühungen, in der Kaiserlichen Bibliothek die Partitur des Oberon einsehen zu können
Incipit
„Ihr werthes Schreiben habe ich gestern Abend erhalten“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit