Erstmals benutzte Quellen und Probleme der Edition

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Die erhaltenen Autographen des Klarinettenquintetts und des Grand Duo bieten für den Editor nur eine bescheidene Hilfe, da Weber diese Manuskripte für seine eigenen Zwecke angelegt hatte (als sogenannte „Archivexemplare“) und deshalb im Hinblick auf Dynamik, Artikulation und Phrasierung nur sehr rudimentär bezeichnen mußte. Manche Seiten enthalten fast nur den „nackten Notentext“. Als außerordentlich wertvoll (und damit als Hauptquellen für die Edition) erwiesen sich die wiederaufgefundenen Stichvorlagen, die Weber von Kopisten hatte anfertigen lassen, dann aber vor der Drucklegung ungewöhnlich genau durchsah und dabei zahllose Details ergänzte (die oft von den Stechern mißverstanden wurden, so daß die Druckausgaben wieder sehr viel unzuverlässiger sind). Die Stichvorlage zum Klarinettenquintett ist in der Library of Congress in Washington erhalten, die zum Grand Duo in der Musiksammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek.

Beklagenswert ist die Situation dagegen bei den Silvana-Variationen: Hier existierten nachweislich sogar zwei Autographen, eine Stichvorlage und von Weber autorisierte Abschriften, die allesamt als verloren gelten müssen. Nur der von Weber in Auftrag gegebene Erstdruck und ein paar Notizen von Jähns zu dem um 1850 noch erhaltenen Autograph 2 sind überliefert. Auch daran aber zeigt sich, daß die von Carl Baermann überlieferte alternative Fassung der III. Variation nichts mit Weber zu tun hat, sondern eine reine Ergänzung des Baermann-Sohne im Geschmacke seiner Zeit darstellt.

Im Falle dieser Variationen ist das, was der Herausgeber als authentische Überlieferung präsentieren kann, also sehr defizitär. Es bleiben für den Interpreten viele Leerstellen. Der Herausgeber kann hier allenfalls Vorschläge machen; er darf den gebotenen Freiraum für den Interpreten nicht nach seinen eigenen ästhetischen Maßstäben beschneiden. Das gilt – wenn auch in geringerem Maße – ebenso für die beiden anderen Werke. Nur tiefere Einsichten in die Praxis der Zeit könnten hier weiterführen, also Forschungen zur Notations- und Kopierpraxis, zu Verlags- und Druckpraktiken u.a.m. Grundlagenforschungen auf diesen Gebieten aber gibt es bisher nur in Ansätzen.

Joachim Veit, Montag, 12. Dezember 2005

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