Auch Webers Klavierauszug zum „Freischütz“ nun vorliegend

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Nachdem Ende 2017 der Partiturband von Webers Freischütz in Serie III, Bd. 7a und 7b der WeGA vorgelegt werden konnte (vgl. Bericht unter Aktuelles), ist nun auch in Serie VIII mit den Bearbeitungen Webers eigener Klavierauszug des Werkes als Band 3 erschienen, herausgegeben von Joachim Veit und redigiert von Solveig Schreiter. Der Band ist mit XXXIX und 289 Seiten recht umfangreich geworden, was nicht nur am Notentext des dreiaktigen Werkes liegt, sondern mit den Problemen zusammenhängt, die im Kritischen Bericht zu beschreiben waren.

Die Quellenlage für das Werk erschien zunächst sehr unproblematisch: Da weder ein Autograph noch eine handschriftliche Stichvorlage des Klavierauszugs erhalten sind, konnte allein der Erstdruck, der 1821 bei Adolph Martin Schlesinger in Berlin erschienen war, als autorisierte Quelle herangezogen werden. Zwei Nummern aus diesem Auszug waren zuvor bereits als Separatdruck bei Schlesinger vorgelegt worden: die Ouvertüre (mit der Plattennummer des vollständigen Klavierauszugs „1078“, schon vor der Berliner Erstaufführung) und das „Volkslied der Brautjungfern“. Für den kompletten Auszug wurde zunächst das bereits im BMBF-Projekt Freischütz Digital verwendete Exemplar der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien verwendet. Im Zuge der Arbeiten erfolgte sicherheitshalber eine Überprüfung weiterer Exemplare des Drucks. Dies sorgte für einige Überraschungen: Rasch wurde festgestellt, dass bei den Nachauflagen offensichtlich immer wieder (vermutlich aufgrund der großen Nachfrage) beschädigte Platten ausgetauscht wurden, so dass quasi kein Auszug mit einem anderen komplett identisch war. Solveig Schreiter und Joachim Veit bemühten sich daher – soweit dies im Zuge der Editionsarbeiten vertretbar war – um eine Sichtung möglichst vieler Exemplare des immer wieder mit der PN „1078“ aufgelegten Auszugs. Bei den Nachforschungen wurden sie von zahlreichen Bibliotheken, Antiquariaten und Kolleginnen in freundlichster Weise unterstützt, wofür nicht nur im Vorwort, sondern auch an dieser Stelle herzlich gedankt sein soll.

Die Ergebnisse des Vergleichs der Auszüge, die in der geplanten Dissertation der in Detmold tätigen Wissenschaftlichen Hilfskraft Ran Mo M.A. vertieft werden sollen (sie beschäftigt sich mit der Identifizierung und Datierung von Stecherwerkzeugen), sind in mehreren Tabellen des Kritischen Berichts festgehalten. Dabei ist die erstellte Chronologie lediglich als eine relative und hypothetische anzusehen; deutlich wurde aber, dass tatsächlich das Wiener Exemplar eines der ältesten darstellt und insbesondere in der Ouvertüre quasi „keine Platte auf der anderen blieb“. Dabei sind wirkliche Verbesserungen allenfalls in der 2. Auflagenserie festzustellen, danach schleichen sich eher immer neue Fehler ein oder wurden alte unverändert übernommen oder willkürliche Änderungen vorgenommen – die nun als die frühesten identifizierbaren Abzüge blieben also für die Edition die interessantesten.

Bei der Arbeit an der Edition und in den Diskussionen mit Tim Hüttemeister, der dankenswerterweise wieder eine Korrekturlesung übernommen hatte, wurde sehr deutlich, dass Webers Klavierauszug auf andere Anforderungen hin konzipiert war als die heutigen, meist der Probenpraxis dienenden Auszüge. Für Weber stand die Vermittlung des Werkes an Musikliebhaber und Kenner im Vordergrund. Dabei legte er offensichtlich sehr großen Wert auf die Verdeutlichung des Zusammenwirkens von Szene und Musik in seiner Oper. Insofern wird der Auszug innerhalb der WeGA in erster Linie als Exemplum für die bereits von Zeitgenossen als spezifisch angesehene Art von Webers Klavierauszügen vorgelegt.

Joachim Veit, Montag, 1. Juli 2019

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