Carl Maria von Weber, O salutaris hostia für Sopran- oder Tenorsolo, Streicher und Orgel, Erstdruck, hg. von Friedrich Hägele, Bonn: Dr. J. Butz Musikverlag (BU 2526)

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Eine Erstausgabe dieser angeblich von Weber stammenden Komposition gab Friedrich Hägele 2012 heraus. Er stützte sich dabei auf das handschriftliche Aufführungsmaterial aus dem steirischen Augustinerchorherrenstift Vorau, das Karl Mitterschiffthaler 2006 im gedruckten Katalog zum Musikarchiv des Stiftes Vorau (Tabulae Musicae Austriacae, Bd. 15) beschrieben hat. Die vorbehaltlose Zuschreibung dieser Komposition an Weber ist problematisch. Mit dessen sonstigen Kirchenmusikschöpfungen steht das Solo-Offertorium stilistisch nicht in Zusammenhang. Die schlichte Komposition ist frei von instrumentatorischer Raffinesse; die melodische Erfindung zeigt keinerlei Weber-typische Spezifik. Auch die Quellenlage lässt Zweifel aufkommen: Neben dem Vorauer Material ist ein zweiter, von Hägele nicht benutzter Stimmensatz im niederösterreichischen Stift Klosterneuburg überliefert, der mit den Vorauer Manuskripten in enger Verbindung steht (u. a. ein identischer Schreiber in den jeweils von verschiedenen Kopisten ausgezogenen Stimmen). Beide Quellen stehen weder regional noch zeitlich in einem Bezug zu Weber; sie entstanden, wie Papier- und Handschriftenbefunde bestätigen, im Osten Österreichs um die Mitte des 19. Jahrhunderts, also erst mindestens zwei Jahrzehnte nach Webers Tod. Zudem lässt das Klosterneuburger Material deutliche Skepsis bezüglich der Autorschaft erkennen: Die Komponistenangabe Weber wurde dort in eine Zuweisung an Cherubini verändert (der allerdings ebensowenig als Urheber gesichert ist). Im neuen Weber-Werkverzeichnis rangiert das Offertorium unter den fraglichen Zuschreibungen, wobei weniger die Frage gerechtfertigt scheint, ob Weber tatsächlich der Komponist sein könnte, als vielmehr, wessen Werk hier mit seinem Namen aufgewertet werden sollte. Ausführlichere Hinweise zur Quellenlage sowie zur Edition finden sich in der letzten Ausgabe der Weberiana (H. 23, S. 146–150).

Frank Ziegler, Montag, 5. August 2013

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