Zur Causa Gössel-Schmoll – Rekonstruktion eines Korrespondenznetzwerks

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2022 jährte sich die Geburt von Webers ältestem Sohn Max Maria zum 200. Male. Das Leben und Wirken des Ingenieurs, Eisenbahnpioniers und Schriftstellers wurde in mehreren neuen Publikationen gewürdigt, darunter eine Monographie und ein Weberiana-Aufsatz von Romy Donath, die ein neues Licht auf den Rechtsstreit zwischen Max Maria von Weber und dem deutschstämmigen, in England tätigen Kaufmann Otto Gössell um das Autograph des Peter Schmoll werfen. Eine Notiz aus der Berliner Musik-Zeitung Echo (Jg. 28, Nr. 36/37 vom 12. September 1878, S. 377) berichtet über diese Auseinandersetzungen: Der Weber-Sohn hatte 1859 das Verlagsrecht an der Jugendoper seines Vaters an Gössell verkauft, über die Auslegung der entsprechenden Vollmacht kamen beide Vertragspartner 1875 in einen Streit, ob mit der Übertragung der Rechte auch das Autograph der Oper in Gössells Besitz übergegangen war, der schließlich in einen Prozess mündete, den Max Maria von Weber verlor.

Details zu diesen Streitigkeiten kamen erst nach und nach ans Licht: So tauchten in der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden zwei Briefe Moritz Fürstenaus an F. W. Jähns auf, die den Prozess ansprechen; in der New York Public Library konnten neun Briefe Max Maria von Webers u. a. an seinen Anwalt Heinrich Jaques und an Gössell ermittelt werden, die auf der Homepage der Gesamtausgabe erstmalig publiziert wurden.

Das bislang größte Konvolut an Schriftstücken zu dieser Thematik wurde 2021 bekannt, als sich Fiona Mather, geb. Bell, eine Urenkelin Gössells, entschloss, eine Sammlung von Originalen aus Familienbesitz an das Dresdner Stadtmuseum zu übereignen, darunter 23 Briefe aus der Korrespondenz zwischen Weber, Gössell, John Haswell sowie den Anwälten Thomas George Bullen und Jaques aus den Jahren 1859 sowie 1875 bis 1878 und einige wichtige Dokumente wie die Vollmacht für Gössell von 1859 sowie zwei Prozessgutachten von Jaques bzw. August Wilhelm Ambros aus dem Jahr 1876. Das Stadtmuseum Dresden arbeitete die Neuerwerbung in seiner Sammlungsdatenbank mustergültig auf, in der nicht nur vollständige Faksimilia der Schriftstücke präsentiert werden, sondern auch Textübertragungen in der Originalsprache inklusive einer deutschen bzw. englischen Übersetzung.

Auf der WeGA-Homepage sind nun alle bislang bekannt gewordenen Schriftstücke, die den Provenienzweg des Schmoll-Autographs beleuchten, nachgewiesen, um das Briefnetzwerk zu dieser Thematik soweit wie möglich rekonstruieren zu können. Die in der Dresdner Sammlungsdatenbank publizierten Briefe und Dokumente wurden in Form inhaltlicher Auswertungen erfasst; Links im Apparat führen sowohl zu den Faksimiles als auch zu den Volltexten. Noch immer fehlen zwar wichtige Dokumente (u. a. solche, die in der überlieferten Korrespondenz erwähnt werden), doch viele Unklarheiten konnten durch den Dresdner Bestand geklärt werden. Bleibt abzuwarten, ob die bislang verschollenen Originale vielleicht auch noch auftauchen.

Frank Ziegler, Freitag, 13. Januar 2023

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