Ferdinand von Türckheim an Ernst Schleiermacher in Darmstadt
Darmstadt, Mittwoch, 11. März 1829

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habe ich die Ehre auf Ihre verehrliche Zuschrift vom 7. dieses zu erwiedern, daß es mir nicht näher bekannt ist, ob Herr Hofrath Winkler die Werke des verewigten C. M. v. Weber zum Besten der Wittwe herausgiebt. Aus seinen Briefen ist hierüber nichts zu entnehmen; in dem ersten den er mir deshalb schrieb, äußerte er sich folgendermaaßen:

Durch den letzten Willen des verewigten C. M. v Weber zum Vormunde seiner Kinder bestimmt*, war es mir eine süße Pflicht, die große Zahl seiner Freunde und Verehrer, auch mit ihm als Schriftsteller näher bekannt zu machen. Ich habe daher begonnen seine nachgelaßenen Schriften herauszugeben. – diese mit einem allverehrten Namen zu krönen, der ihm gleichsam zum Schutze diene, und mit seiner Aegide auch den Nachruf des geliebten Meisters beschirme, ist mir eben so inniger Wunsch, als heilige Pflicht. Wo wäre aber ietzt ein deutscher Fürst zu finden, dessen Krone mit dem Lorbeer so dicht durchflochten wäre, als Ihr allgemein geliebter und verehrter Großherzog? Mir ist bekannt, daß dieser edle Fürst den verstorbenen Weber in seinen Werken achtete, und der reiche Ankauf der Partitur des Oberon hat noch neulich einen Beweis davon gegeben. Sr Königl Hoheit also wünschte ich das Werk widmend, als Schutzgeist zu übergeben pp

Ich hatte anfangs geglaubt hier das Nähere erfaahren zu können, und dieß ist die Ursache meiner verspäteten Antwort – aber meine Nachfrage blieben bis ietzt ohne Erfolg.

Um indessen den Befehlen Sr Königl Hoheit, unseres allergnädigsten Herrn, möglichst zu entsprechen, habe ich mich an den Hofrath Küstner in Leipzig gewendet, der mit dem Hofrath Winkler in näherer Berührung steht, und jedenfalls im Stande ist, mir die gewünschte Auskunft vollständig zu geben.

Hinsichtlich der Gratification für die Wittwe, wenn meine Anfrage bejahend ausfüllt, glaube ich, daß Se Königliche Hoheit nicht weniger als 50. stück Hessische Louisd’or, oder 100. Ducaten, werden geben können, glaube aber auch daß diese Summe vollkommen hinreichend ist. Wenn diese Summe etwas hoch gegriffen scheinen nöchte, so muß ich bemerken, daß auf den meisten Theatern Vorstellungen zum Besten der hinterlassenen Wittwe und Kinder des verewigten Webers Statt gefunden haben, was bekanntlich bei uns bis ietzt nicht geschehen ist, und daher hier wohl etwas mehr gethan werden müßte, als vielleicht sonst nöthig wäre.

Mit der ausgezeichnetesten Hochachtung
Euer Hochwohlgeboren
gehorsamster Diener
Ferd Türckheim
Darmstadt
den 11. Merz 1829.

Apparat

Zusammenfassung

ihm sei nicht bekannt, ob Winkler die Werke Webers zum Besten der Witwe herausgebe; zitiert aus einem Brief Winklers, in dem dieser von der Herausgabe der Schriften und der geplanten Widmung an Ludewig I. spricht; erwähnt Ankauf der Oberon‑Partitur; er habe sich wegen der Erkundigungen an Küstner gewandt u. glaubt, dass Ludewig 50–100 Dukaten geben müsse, da in Darmstadt bisher nichts für die Hinterbliebenen geschehen sei

Incipit

Euer Hochwohlgeboren habe ich die Ehre auf Ihre verehrliche

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Darmstadt (D), Hessisches Staatsarchiv (D-DSsa)
    Signatur: D 12, Nr. 49/32, fol. 16

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)

Textkonstitution

  • „reiche“unsichere Lesung

Einzelstellenerläuterung

  • „… zum Vormunde seiner Kinder bestimmt“In Webers Testamenten ist die Frage der Vormundschaft noch nicht geklärt.

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