Erwiderung auf einen Kommentar zu Chezys Freischütz-Besprechung (Entwurf)
Baden bei Wien, 8. Juni 1824

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Antwort auf eine Frage, die mich betrifft
in No 77 der Zeit: f. d. el. Welt.

Der anonyme Schreiber der kleinen Lesefrucht* irrt sich, wenn er dem allgemeinen Ausdruck in meinem Aufsatz: der Freyschütz in Wien Wegweiser der Abendzeitung N 18 eine besondere Bedeutung, u nun gar die von „der dichtenden Frau zugestandnen Freibilletten“ unterlegt – dies Wort setzt nicht minder ein vorgehendes Ersuchen voraus, als Freibillette sich von Einladungen die Hoftheater hieselbst zu besuchen noch besonders dadurch unterscheiden, daß sie gewissermaßen eine Art von Anspruch auf den freien Eintritt bedeuteten – (man steht sie z. B. auch den Gattinnen oder sonstigen nahen Anverwandten von Schauspielern, Mitgliedern des Orchesters, auch Maschinisten zu, u. sie werden blos bei interessanten u neuen Stücken auf dem Zettel für ungültig erklärt) – so auch haben dramatische Dichter, deren Stücke auf den Theatern gegeben werden, eine Eintrittskarte, die ihnen aber keineswegs zugestanden wird, und niemahls ungültig ist, ausgenommen bei Benefizvorstellungen, wo der Benefizient durch Zusendung von Plätzen gewöhnlich den Dichter einladet – Solche Einladungen aber von der Direktion, wie dem Werner bei seiner Ankunft 1808 erging, die hiesigen Theater während seiner Anwesenheit zu besuchen, sind, als freiwillige Regung des Wohlwollens, als ehrendes Zeichen der Aufmerksamkeit für den Reisenden doppelt schätzbar, weil jeder, der nur das mindeste Zartgefühl hat, Freundlichkeiten lieber der Gesinnung so würdiger Männer, als dem Anspruch dankt, den ihm seine Bestrebungen in der Kunst erwerben konnten.

Schreiber der kleinen Lesefrucht ist kein aufmerksamer Leser, sonst hätte er aus meinem Aufsatz nicht herausgelesen daß es mich überrascht hat in Wien eine freundliche Aufnahme zu finden. Ich sprach, wie deutlich zu lesen von der Ueberraschung auf den Hoftheatern eine so hoch vollendete u sinnreiche Pracht der Ausstattung u der Costüme zu finden, wovon ich in Correspondenzartikeln nichts erwähnt fand. Nicht überrascht, wohl aber | unendlich erfreut hat mich hier jedes Zeichen des Wohlwollens, der Theilnahme u der Gesinnung von edlen Bewohnern der gastlichen Kayserstadt, das mir zu Theil wurde, u wie willkommen muß mir nicht jeder Anlaß seyn dieser Empfindung Worte zu geben, wenn ich selbst den nicht verschmähe, den eine kleine Lesefrucht darbeut.

Da ich selten dazu komme Journale zu lesen, so mögen mich etwaige Vorgänge oder Nachfolgen des Schreibers der kleinen Lesefrucht entschuldigen wenn ich selten oder gar nicht antworte. Ich bin mehr von Freunden umgeben die meine Zeit u meine Ruhe ehren, als von Dienstfertigen, die mich mit jedem Unsinn behelligen, der über mich ergeht.

Helmina von Chezy geb: Freiin Klencke.

Editorial

Summary

Reaktion auf eine Behauptung in der eleganten Zeitung, dass Helmina von Chézy bei ihrem Aufenthalt in Wien Freibillette bekommen hätte, was sie hiermit widerlegt

General Remark

Vgl. die davon abweichende Veröffentlichung

Creation

8. Juni 1824

Responsibilities

Übertragung
Schreiter, Solveig

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (D-Bbbaw)
    Shelf mark: NL H. von Chézy 102

    Physical Description

    • 1 Bl. (2 b. S.)

Text Constitution

  • “gewissermaßen”added above
  • auchadded above
  • “auch”crossed out
  • “dem”added inline
  • “so würdiger Männer”added above
  • “es”added inline
  • “e”added inline
  • “e”added inline
  • Aufnahme zu finden“willkomen geheißener Gast zu seyn” crossed out and replaced with “Aufnahme zu finden
  • auf den Hoftheatern“hier” crossed out and replaced with “auf den Hoftheatern
  • “hoch”added above
  • fand“gefunden” crossed out and replaced with “fand
  • edlendeleted text illegible

Commentary

  • “… anonyme Schreiber der kleinen Lesefrucht”In der Zeitung für die elegante Welt, Nr. 77 (16. April 1824), Sp. 622 findet sich ein Kommentar auf einen Satz in Chézys Freischütz-Besprechung: „[...] Was bedeuten hier die Worte: ein freundlich willkommener Gast? – Nun doch wohl, daß man der dichtenden Frau – Freibillette zugestanden hat.“

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