Gedicht zu Ehren der Sängerin Catalani

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Frau Catalani.

In einer kleinen Stadt am Rhein,Sprach Welsch- und Deutschland’s Prima-Kehle,Die weltberühmte Philomele,Frau Catalani ein.Sie kam – daß wir genau es sagen –Vom fürstlichen Congreß zu Aachen,Wo, durch der Stimme Silberklang,Sie Gold und Silber sich ersang.Kaum hat der Magistrat vernommen,Daß diese Kaiserin der TöneIn seinen Mauern angekommen,Der Bürgermeister unbeklommenBei ihr sich melden läßt, spricht: "Holde Schöne!Bezaubrauch uns durch Deine Töne!"Und setzt – wenn nicht durch Kunst –Doch durch die Kunst, davon zu schwatzen –Es war wahrhaftig fast zum Platzen –Bei der Madam sich so in Gunst,Daß sie, mit freundlichem Gesicht,Ihm endlich ein Concert verspricht;Doch, wollte sie sich hören lassen –Das war ihr erst und letztes Wort:Zum Besten nur der Armenkassen.Vermögend kaum, ihn ganz zu fassenDen allerchristlichsten Accord,Der Rathmann fliegt bezaubert fort,Und hätte gern in allen GassenVerkündet das erhab’ne Wort:"’s will sich für unsre ArmenkassenDie Catalani hören lassen"Doch, weil sich dies nicht wohl verträgtMit seines Amtes hoher Würde,Des vollen Herzens süße BürdeEr ab in hundert Ohren legt;Denn, Freund und Feind – wer ihm begegnet –Wird mit der Mähr gleichsam beregnet.Was Wunder! wenn der wackre Mann,In Aug’ und Herz ein Meer von Wonne, ¦ Kaum Tag’ und Stund’ erwarten kann,Wo stra[h]len soll der Tonkunst Sonne,Die er, durch seiner Worte Macht,Zum Stillstand in der Stadt gebracht.Doch eh’ so weit es kam, o Himmel!Was gab’s da noch für Angst und Noth! –Der Kantor, ein completer LümmelIm heil’gen Reich der Tonkunst, botSein ganzes Ansehn auf, um Beiden,Dem Rathmann und der Sängerin,Das Unternehmen zu verleiden –Warum? ihm wollt’ nicht in den Sinn,Daß seiner Tochter Prima-KehleIn allen großen Stadt-Concerten,Von einer welschen PhilomeleSollt’ förmlich ausgestochen werden. –Indeß, wie endlich Wolken weichen,Und selbst die größten Stürme schweigen,So legt sich auch des Kantors Sturm,Als er mit voller UngenadeBedrohet ward vom Magistrate;Vielmehr demüthig, wie ein Wurm,Das Kantorlein zu Kreuze kroch,Ja, er ward gar am Ende nochSo recht der Heber und der LegerFür das Concert der Sängerin,Und gab zu jedem Dienst sich hin;Viel fehlte nicht, zum Zettelträger. –Selbst in dem holden TöchterleinWar jeder Funke Neid erloschen;Und galt es ihren letzten Groschen,Sie stellte im Concert sich ein.Denn, durch der Tonkunst heil’ge Bande,Verwandt ja mit der Sängerin,Sprach sie nicht ein als Horcherin,Das wär’ doch eine Sünd’ und Schande. –Zudem – wir wollen’s nur gestehen,Woher der hohe Kunstsinn kam,Durchaus in das Concert zu gehen – –So eine Art von SeelenkleisterWar für das Kind der Bürgermeister – | So halb und halb ihr Bräutigam –Ging der nun ins Concert allein –Sie kannte seine Zunderseele –Wie bald – war sie nicht sein Wardein –Verliebt’ er sich, zu ihrer Pein,Gar in die welsche Philomele. –Der Consul, ein galanter Mann,Auch wenn zu seinem Nutz und FrommenNur irgend was geschehen kann,Ein Pfifficus der ersten Größe –Sobald er, in dem Volksgetöse,Sieht Kantors Dorothea kommen,Hält mit unbänd’ger Zärtlichkeit –Mehr thut kein Bruder für die Schwester –So nah’ als möglich dem Orchester,Für sie den ersten Platz bereit,Um Dorchen, bei Gelegenheit –Denn er verstand von Kunst nicht viel –Wenn es so über Sang und SpielEin Urtheil galt, brav auszuhorchen,Und ihr das rechte abzuborgen.Doch, als der Götterton erschallt,Den silbern zaubert aus der KehleHervor die welsche Philomele,Nur Staunen es, nicht Urtheil galt –Ganz Ohr, vom Kopf bis zu den Zehen,Als wär’ es Beiden angethan,Sieht stumm der Rathmann Dorotheen –Sie stumm den Bürgermeister an.Und als die Sängerin nun schweigt,Unisono stracks beiden Lieben,Als wie vom innern Gott getrieben,Die überlaute Bitt’ entsteigt:Holdes Weib! Deine Töne zum Himmel ziehn.Beglück’ uns mit Gesang! nur noch ein Weilchen!Ach! singe! sing: O du lieber Augustin!Oder: Blühe liebes Veilchen. –Richard Roos.

Editorial

Summary

Gedicht zu Ehren der Sängerin Catalani

Creation

Responsibilities

Übertragung
Fukerider, Andreas

Tradition

  • Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 3, Nr. 137 (9. Juni 1819), f 1r–1v

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