Gedicht auf Sophie Schröder von Wolfgang Adolph Gerle, Prag, August 1814

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Sophie Schröder.

(Nach der Aufführung* von Bertuchs Elfride.)

Prag im August 1814.

Reiche mir, Muse, den prangenden Lorbeer – o liebliche Charis,Reiche mir Blumen zum Kranz, welcher die Priesterinn ziert!Seht Elfriden, sie fällt zur Seite des Inniggeliebten,Schlummert in schönere Welt – schauet und schmücket das Haupt!Aber was Schönes erblüht am Fuße des hohen Olympos,Blumen aus Tempe’s Gefild’ bringt mir zu solchem Gewind.Doch der Himmlischen Kreis, er zögert mit herrlichen Gaben;Nahend Melpomene spricht: „Nimmer vermögen wir dieß!Leider von Blumen entleert sind Tempe’s blühende Fluren,Leer ist der Daphne Baum, Phöbos Apollon geweiht;Denn mit dem strahlenden Glanz des Lorbeers mußt’ ich die SchläfeReich ihr umwinden, wenn sie, wild mit zerstörender Macht ¦ Eine Göttin, Medea, sühnt im Blute der Söhne,Was der Vater verbrach, schonend nicht eigenes Blut;Wenn sie vom eisernen Schicksal gewählt, ein thätiges Werkzeug,Macbeth, den Stolzen, erregt, daß er zum Throne sich schwingt,Nicht mehr scheuend die Blutschuld, nahende Rache des Himmels,Welche den zuckenden Strahl sendet zum schuldigen Haupt.Rosen des hohen Olympos flicht, und himmlische Palmen,Polymneja zum Kranz, schmückend der Priesterinn Stirn;Wenn sie, Johanna, einher die reine Seherinn, ziehetUnd mit dem heiligen Schwert mähet die feindliche Schaar,Nach vollendetem Sieg zur Klarheit der Himmel sich aufschwingt;Oder wenn Buße versöhnt, was einst die Jugend beging,Und Maria, die Reuige, rings von Glauben umstrahlet,Aller Sünde befreyt, irdischem Leben entschwebt;Wenn in dem strahlenden Bild der hehren Fürstinn Messina’s,Und in Meropen sich rein, Liebe der Mutter verklärt.Und Thalia, sie hat mit der Chariten lieblicher DreyzahlSchon die Juwelen des Thals, alle zu Kränzen verbraucht,Wenn Sophie dem hohen Kothurn bescheiden entsaget,Und dem freundlichen Scherz freundlich als Priesterinn dient.Jeglicher Tag gewährt der Künstlerinn neue, herrliche Siege,Jeglicher herrliche Sieg fordert den schöneren Kranz. –Darum von Blumen entleert sind Tempe’s blühende Fluren,Leer der heilige Baum, Phöbos Apollon geweiht.“Als die Göttliche schwieg, da begann ich: „Schön sind die Siege;Doch ist’s Elfride allein, so sie zur Einzigen krönt. –Nahmenlos wüthet das Leid im tiefbewegten Gemüthe;Ihr entrissen ist er, dem sie die Liebe vermählt,Und mit verhaßter Gluth der Triebe verfolgt sie den König,So ihr den Gatten erschlug. – Keiner gewähret ihr Schutz,Selbst von dem Vater gedrängt zum neuen blutigen Ehband,Schweifet der zagende Blick wild und verzweifelnd umher.Siehe! da flüstert die Liebe ihr Rath zu – plötzlich erhelletSich das rollende Aug’ – Hoffnung belebt sie auf’s Neu’,Und die Klarheit der Himmel umfließt das lächelnde Antlitz,Wie sie den rettenden Dolch leis’ und voll Wollust ergreift;Zu dem Geliebten eilt sie durch dunkle Pforten des Todes;Langsam senkt sie den Stahl tief in die treueste Brust.Heiß vom Herzen strömet das Blut, und der Liebe GeweihteSammelt die schwindende Kraft, windet zum Gatten sich hin,Und die Hand, die geliebte, legt sie auf’s edelste Herz hin,Schlummert in süßester Lust über in schönere Welt.“Als ich geendet, begann die Göttinn auf’s Neue zu sprechen:„Sterblicher, meide den Wahn, daß du zu lohnen vermagst,Daß auch der herrlichste Kranz aus Tempe’s blühenden AuenSey ein würdiger Dank, wo nur Bewußtseyn belohnt.“ –Darum, Sophie! hast du Schönes gebildet und Hohes,Finde den reinsten Genuß in der Erinnerung Bild.W. A. Gerle.

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Ziegler, Frank

Tradition

    Commentary

    • “… Nach der Aufführung”Das Stück war im angegebenen Monat dreimal auf dem Spielplan: am 2., 4. und 22. August 1814.

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