Friedrich Wilhelm Jähns to Ernst Pasqué in Darmstadt
Berlin, Saturday, December 15, 1860

So eben erhielt ich Ihr geehrtes Schreiben und danke ganz ergebenst für den mir gütigst übersendeten Weber. Zur vollständigen Ausgleichung unseres Tausches müßte ich dennoch um eine gefällige Nachsendung von irgend etwas recht Guten bitten, da der Fr. B. eine ganz besonders ausgezeichnete Seltenheit, wenn auch, wie ich bereits weiß, jene Quitt. von ihm in der Falkensteinschen Auktion mit 1 rh fortgegangen ist. Damals stand Fr. B. nur in der Kenntniß der diesen Zweig der Musik besonders cultivirenden Musiker und selbst die sich für ihn interessirenden Sammler konnten ihm nicht den Werth beilegen, den er jetzt für jeden Deutschen, ja Ausländer haben muß, wo er durch den Roman v. Brachvogel eine europäische Berühmtheit geworden ist. Der Autographenhändler Adolf hier hat mir ein solches | Blatt, wie Sie empfingen, mit 8 rh berechnet und er gab mir für dasselbe und einen Aufsatz m. Unt. von Weber einen Brief von Beethoven, 4 volle enge Seiten Quart mit ganzer Unt., worin dieser seinen Egmont, seine A dur Symphonie seine Festouvertüre pp auf das Interessanteste bespricht – also ein Prachtstück. – Dazu kommt noch, daß ich Weber besitze wie wohl Niemand, selbst nicht der Sohn Weber. Frau v. W., mit der meine Familie seit 30 Jahren innigst befreundet, hat mir die größten Schätze von W.’s Hand geschenkt, natürlich mit Ausnahme der Opern-Partituren, von denen der Sohn aber auch nur noch Preciosa | besitzt. Ich habe die ganze Euryanthe im Entwurf, dito die Aufforderung; ferner die Kriegslieder und vieles Andere an Noten seiner Werke. Außerdem besitze ich 80 Briefe von ihm, von denen ich 50 gelegentlich gekauft, und überdieß noch eine Menge von ihm herrührender Scripturen. – So lieb und theuer mir also jedes Webersche Manuscr. auch ist, so möchte ich doch ein solches allein nicht für Fr. B. in Tausch nehmen, um so mehr als es gedruckt ist. – Halten Sie mich nicht für habsüchtig, aber der Fr. B. ist eine zu große Seltenheit und wenn ich meine […]‡aver Blätter weggegeben haben werde, wird er so ganz verschwunden sein, daß ich Sie schon bitten | muß, mir noch einiges Wertvolle dazuzusenden. Ich glaube, daß Sie meine hier aufgeführten Gründe nicht mißkennen werden, nur dürfte es freilich schwer sein, Ihnen irgend welche Wünsche von mir auszusprechen. Ist es Ihnen nicht möglich, mich Ihre musik. Doubletten wissen zu lassen. Freilich sammle ich auch alle andern Fächer. – Wenn Ihnen übrigens ein Notenblatt von Weber erwünscht sein sollte, so würde ich auch darauf tauschen, so schwer ich mich gerade von W. trennen, da meine Weber ein vollständiges zusammenhändiges Archiv bilden.

– Theilen Sie mir recht bald Ihre Ansicht gütigst mit und […]‡Sie der Mittheilung der seinigen wegen nicht Ihren ganz ergebenen‡ F.W.Jähns

(NS): Ein Brief von Rossini aber nur Unterschrift und Paris nebst Datum steht auch zu Diensten. Er ist an den Sohn von Weber wegen Beitrag zum Weberdenkmal.

Für die mir gütigst versprochenen gedruckten Briefe des Vaters Webers danke ich im Voraus herzlich; sie sind mir sehr interessant. – Von Mattheson haben Sie wohl keine Doubletten?

Um die Kopie des Friedm. Bach bitte ich noch besonders! –