Aufführungsbesprechung Berlin: “Karlo oder Wahnsinn aus Liebe” von Georg Graf von Blankensee am 5. April 1820

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Korrespondenz-Nachrichten.

„Und zu allen Zeiten, wo die Kunst verfiel, ist die durch die Künstler gefallen.“

Schiller.

Brief des Kurzen.

„Neues Trauerspiel: Carlo, oder Wahnsinn aus Liebe, rein durchgefallen. Toll Zeug genug, aber der Wahnsinn? der holde, poetische? vacat. Der Verfasser hat sich nicht genannt; aber es ist“ – (ein Ungenannter, wenn ich bitten darf.) „Gratulire, Herr Oberster, zum Frieden mit Krug. Aber wer hat nun gesiegt?“ (Der Gegner, wenn nicht über mich, doch über sich.) „Hätten sich zum Zeichen Ihres Sieges ein Stück von Feindes Land sollen abtreten lassen, ein Stück Philosophie! Hätten’s brauchen können, verstanden?“ (O ja, bedanke mich schön.) „Aber Donner und’s Wetter! Hab’ nun auch das Machwerk des Andern gelesen, des Brockengelehrten. Das ist ’mal ’ne unverschämte Personnage! Aber halt da! Sie müssen nicht drauf schießen, auf das Ding, Sie sind zu barbarisch, laden civiliter tödtlich, dauert mich; schlecht kann das Menschenkind unmöglich seyn, weil’s bornirt ist,“ (artiger Syllogismus!) „muß gestraft werden, aber mit Schonung! Ich werde das machen, bin schon drüber her, Motto: Wenn dich die bösen Buben locken, so folg’ ihnen nicht! Verstehn Sie? geht auf die Historiones, der Mensch ist gemißbraucht – wird alles christlich und sanft, die Censur kann durchaus nichts dagegen haben, und Sie auch nicht.“ (Doch! die christliche Sanftheit des Kurzen gegen die Historiones würde mir nur noch mehr Unbill zuziehen, und wär’ auch wahrscheinlich gegen Unschuldige gerichtet.) „A propos, diesen Juni ist ja wieder das zweijährige Jubiläum der Batterie. Vor’m Jahr proponirten Sie, unser Motto zu ändern, da hab’ ich protestirt; aber nun, meinetwegen. Es sind nicht die Schauspieler, durch welche die Kunst verfällt, ’s ist’s Rührei, sag’ ich, das ewig oben schwimmen will. Da hab’ ich zwey Motto’s im Klopstock gefunden: 1) Einigung des Liedes, du übertrifft auch die schönere Sprechung,Aber wir hören, ach! tönst du im chöre, kein Wort.Schaffe, du bist ja Göttin, Musik, uns hörender, oderBlase das Lebenslicht schmetternd dem Liede nicht aus. 2) Arien all der Bravura sind nur Schulübungen, die manHält, zu lernen des Tons Bildungen für den Gesang. Wählen Sie eins!“ (Kommt Zeit, kommt Rath.)

[…]

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Amiryan-Stein, Aida

Tradition

  • Text Source: Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 14, Nr. 110 (8. Mai 1820), pp. 444

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