Bemerkungen im Vorfeld der Klopstock-Säkularfeier in Quedlinburg

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Da Pechmann wahrscheinlich in dem von Ziegler unter der Lockspeise der Säkularfeier von Klopstocks Geburtstag im Juli d. J. veranstalteten Konzerte wieder eine Rolle spielt, so hole ich über ihn zu S. 179* noch nach: Sein Tenor ist ohne Kraft, er singt ohne Ausdruck und ist daher immer derselbe, nur zu leichtern Guitarreliedern gut.

Jene Säkularfeier ist nichts weiter als ein 2tägiges sogenanntes großes Konzert, wie das Frankenhäuser* u. a., und nur eine Veranstaltung Zieglers, sich mit Quedlinburg sehen zu lassen, damit es, weil er darin lebt, andern Oertern der Art nicht nachstehe. Er nennt sich nicht, weil er Stadtgerichtsdirektor ist. Schon früher wollte er ein solches Konzert hier haben und ließ Spohr u. a. 1815 oder 16 zu dem Behufe die Schloßkirche besichtigen. Weil es indessen mit diesen Konzerten wegen ihrer Mangelhaftigkeit im Gesange in jenen Gegenden nicht mehr recht gehen will, ist man auf den Gedanken gerathen, diesem den Mantel „Säkularfeier von Klopstocks Geburtstag zur Errichtung eines Denkmals für ihn“ umzuhängen, um die Leute mehr herbeizulocken. | Ein Aktus der Schüler klappt nach, um von der Spur abzuführen. Aber es wird so mangelhaft sein, wie das Frankenhäuser; denn Instrumentisten können solche Unternehmungen nicht dirigiren, weil sie nichts vom Gesange verstehen […]. Und ohne gute Vokalmusik bleiben alle dergleichen Konzerte unvollkommen. Denn wenn auch Maria v. Weber dirigirt, so besorgt Ziegler doch die Musik und die Sänger.

So wie die Lockspeise zu diesem Konzerte neu, so ist es auch die Manier, das Geld zu einem Denkmale für einen Dichter in seinem Geburtsorte herbeizuschaffen. Denn wer hat wohl je von einer solchen Säkularfeier gehört, wo man noch gar nicht einmal an die jährliche Feier des Geburtstages gedacht hat, und den Dichter, wie in diesem Quedlinburg, kaum kennt! Denn was fragen die Brannteweinbrenner nach Klopstock, den selbst unter den übrigen nicht 4 gelesen haben, Ziegler am wenigsten. Ueberhaupt gehören große Dichter, als die ersten Sterne jeder Nazion, dem ganzen Volke an, und der Ort, wo sie lebten und am meisten wirkten, ist der passendste zu einem Denkmale für sie. Das ist der Brennpunkt, von dem ihr Licht ausgieng*. Wollte Quedlinburg Ruhm von der Errichtung eines solchen Denkmals haben, so hätte es aus eigenen Mitteln es errichten müssen. Aber freilich ist es bequemer, wenn andre das Feld dazu hergeben und es dann noch heißt: Die Stadt, oder, Ziegler hat Klopstock dies Denkmal errichtet!

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Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Kunstreise durch Nord-Deutschland, vol. 2 (1824), pp. 363f.

    Commentary

    • “… über ihn zu S. 179”Dort heißt es: „Diesen Pechmann hatte mir Ziegler als einen der ersten und angenehmsten Tenoristen genannt; aber er hat nur einen gewöhnlichen, mitunter unangenehmen Fisteltenor, indessen eine ungewöhnliche Selbstgefälligkeit und Dreistigkeit.“
    • “… großes Konzert, wie das Frankenhäuser”Zum Frankenhäuser Musikfest im Oktober 1815 vgl. u. a. Webers Ankündigung.
    • “… von dem ihr Licht ausgieng”Kratz’ Polemik basiert vermutlich auf Eifersüchteleien zwischen Klopstocks Geburtsstadt Quedlinburg und seinem langfristigen Wohn- und Sterbeort Hamburg (wo sich Kratz zu dieser Zeit aufhielt) um die Ausrichtung der würdigeren Gedenkfeier.

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