Aufführungsbesprechung München, Hoftheater: Konzert von Carl Maria von Weber am 2. August 1815

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Korrespondenz-Nachrichten.

Wenn durch den Verlust einiger vorzüglichen Schauspieler, deren Rollen nicht ersetzt wurden, das hiesige Haupttheater hinsichtlich seiner eigentlichen Bestimmung die Kunstfreunde oft keineswegs in dem Maße befriedigt, wie es den darauf gewandten Kosten gemäß doch zu erwarten stünde: so hat seit etlichen Jahren die Tonkunst desto williger sich ihre Liebhaber hier versammeln gesehen; große Konzerte werden jetzt öfter im Hoftheater, als in dem Lokal des Redoutensaals gegeben, das im Grunde doch für den Klang und die Feinheiten des Spiels weit günstiger ist. Indessen steht jener Nachtheil durch das Vorrücken der Bühne in den gewöhnlichen Bezirk des Orchesters doch einigermaßen zu heben, wie dieses gegenwärtig in dem Konzert des Hrn. C. M. von Weber (Operndirektors in Prag) sich bewährte. Die angenehmen manchmal originellen Kompositionen dieses Künstlers sind bekannt genug; sein Spiel auf dem Piano (in einem Konzert und einer Konzertante mit dem Klarinett) zeichnet sich durch einen sehr geschmackvollen Vortrag aus. Ungemein schön und kunstvoll behandelt war in dem Adagio das Hinübergreifen und Anschließen des Pianoforte mit den übrigen Instrumenten. Eine geistliche Arie vom Baron von Poißl, von Hrn. Mittermair vorzüglich gesungen, erhielt den wohlverdienten Beyfall, so wie besonders ein Konzert von Kreuzer durch den | reinen, kunstvollen Vortrag des Hrn. Rovelli (aus Bergamo), eines jungen Tonkünstlers, von dem unstreitig noch Größeres zu erwarten ist, da er jetzt schon so Vorzügliches leistet. Den Schluß machten drey Lieder von Theod. Körner, für 16 Männerstimmen von Hrn. von Weber komponirt; das letzte darunter Lützow’s wilde Jagd“ ward mit rauschendem Beyfall erwiedert, so ungewöhnlich auch sonst solcher Gesang ohne Instrumental-Begleitung ist, und so schwer es hält, die genügenden Mittel dazu in kurzer Zeit beysammen zu finden. Allein die Macht der Musik bewährte auch diesmal ihre großen Vortheile, wenn sie einer erhöhten Stimmung der Dichtung sich anschließt; die edlern Gefühle des Muths, der Tapferkeit und Vaterlandsliebe, der Andacht und des Vertrauens &c. sind nicht blos überaus dankbare, sondern auch die rühmlichsten Gegenstände der musikalischen Komposition. In den vorherigen eingeschlummerten Zeiten hörten wir höchstens nur gleichgültige musikalische Schlachten-Gemählde, und die Kriegslieder der Poeten hatten nicht viel zu bedeuten, als das „Freut euch des Lebens“ in allen Ecken ertönte; seit den Jahren des Wiedererwachens ist es auch hiermit etwas ernster geworden; unter den vielen Kompositionen der Art, woran Viele sich hiebey erinnern werden, möchte ich hier besonders auf das „Vaterlandslied“ von unserm Winter aufmerksam machen, welches noch vor Kurzem im hiesigen Theater mit vollem Orchester am Schlusse eines Konzertes gegeben wurde; der Text ist in der Weise des Schiller’schen Reiterliedes, an dessen gewöhnlicher Melodie (ich glaube von Zelter) man sich nun durchgängig wol satt gesungen und gehört haben dürfte; die erwähnte Winter’sche Komposition ist so musikalisch, national und erhebend, daß jenes Lied als Cantate vorgetragen, überall die beste Aufnahme finden würde.

[…]

Editorial

General Remark

Autorenzuweisung nach dem Eintrag im Redaktionsexemplar des Morgenblatts im Cotta-Archiv (D-MB).

Creation

Responsibilities

Übertragung
Jakob, Charlene

Tradition

  • Text Source: Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 9, Nr. 197 (18. August 1815), pp. 787–788

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