Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater vom 18. bis 21. April 1819

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Sonntag, den 18. April. Jakob und seine Söhne in Egypten. Oper in 3 Akten, Musik von Mehul. Hr. Meyer gab den Jacob als zweites Debut und Herr Klengel den Joseph als zweite Gastrolle. Beide zeigten sich, wie in allen ihren Darstellungen als wackere Künstler. An der Stelle der Dem. Schubert hatte Dem. Emilie Zucker die Rolle des Benjamin übernommen, die sie mit der ihr eignen anspruchlosen Anmuth spielte und sang. Nur betonte sie (besonders im Anfange) im Dialog einigemal unrichtig, was wir sonst an dieser liebenswürdigen Künstlerin nicht gewohnt sind und uns daher unerwartet auffiel. Hr. Wilhelmi ist ein braver Simeon, nur überschreitet er in dieser Rolle zuweilen, fortgerissen durch die an sich sehr lobenswerthe innere Lebendigkeit seines Gefühls, die Grenzen der natürlichen Kraft seines Organs. Im Ganzen war die Darstellung nicht vorzüglich, nicht so gerundet wie wir sie früher gesehen haben. Selbst im Orchester vermißten wir diesmal in mehreren Sätzen die Genauigkeit und Discretion, die wir sonst an unserm, eben durch beide Eigenschaften sich über alle Orchester ruhmvoll erhebenden Orchester gewohnt, und, so zu sagen fast verwöhnt sind. Die unsichtbaren Trompeten im zweiten Akt zeichneten sich diesmal vorzüglich dadurch aus, daß sie nicht nur die Ohren der kritischen Leuen, sondern selbst der geduldigen Layen, grausam mißhandelten. Möchte doch diesem, schon oft gerügten Uebelstande einmal abgeholften werden.

Am 19. April. Zum Erstenmale: Marie. Dramat. Idylle in 1 Akt, von Kotzebue. Diese allerliebste Kleinigkeit ist gewiß schon überall bekannt, und nur ein Zufall verspätigte sie so lange auf dem hiesigen Theater. Sie ward von Hrn. Werdy als Thomas, Herrn Heine als Philipp und Dem. Tilly als Marie mit Fleiß und Liebe dargestellt.

Hierauf: L’Inganno felice. Komische Oper in einem Akt, Musik von Rossini. Eine Sigra. Spa¦da, (dem Komödienzettel nach) bisher erste Sängerin des Königl. Baierschen Theaters, trat in der Rolle der Isabelle, und ihr Gatte, Sigr. Spada, dito, bisher erster Buffo comico, ebendaselbst, in der Rolle des Taradotto, als Gast auf. Sänger und Sängerin haben drei Perioden. Die Erste, wo man aus dem, was sie im Augenblick leisten, abnehmen kann, was sie einst leisten können und werden. Die zweite und schönste ist die Zeit der reifern Gegenwart, und die dritte Periode die, wo man aus der augenblicklichen Leistung sieht, auf welcher Stufe der Vollkommenheit der Künstler oder die Künstlerin in der zweiten Periode gestanden hat. In letzterer Periode scheint mir Signora Spada zu stehen. Ihre Stimme ist ziemlich stark und in der mittlern und tiefen Region wohllautend, in den hohen Tönen aber dünn und mit Anstrengung. Ihr Vortrag ist nicht ohne Leben, aber mehr Manier als innere Seele. Ihre Manier selbst ist nicht die neueste, aber in vielen Stücken gut. Ob nun überhaupt die sogenannte alte, oder die hochgefeierte neueste Manier die Beste, Geschmackvollste und Zweckmäßigste sey, wollen wir hier nicht untersuchen. In Passagen zeigte Signora Spada einen nicht unbedeutenden Grad von Fertigket, Deutlichkeit und Biegsamkeit der Stimme, und selbst im Spiel ist sie, zwar nicht ausgezeichnet, doch genügend. Weit hinter ihr zurück steht ihr Gatte, der Buffo comico, dessen Komik aber kein Lächeln erzeugt, weil sie nur alltägliche äußere Form und Manier ist, und keine Spur des innern regen, erheiternden Geistes zeigt, wodurch unser Benincasa, Geiling und andere wahre, geborne Komiker uns unwillkührlich ergötzen, ohne ein Bestreben danach zu zeigen.

Dienstag, am 20. April. Joconde, oder: Die Abentheurer. Komische Oper in drei Akten, Musik von Nicolo Isouard. Herr Klengel den Joconde als dritte Gastrolle.

Mittwoche, am 21. April. Gianni di Parigi.

Fr. Uber.

Editorial

Summary

Chronik Dresden, Hoftheater vom 18. bis 21. April 1819. Dabei besonders über “Jakob und seine Söhne in Egypten” von Méhul und “L’inganno felice” von Rossini

Creation

Responsibilities

Übertragung
Fukerider, Andreas

Tradition

  • Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 3, Nr. 111 (10. Mai 1819), f 2v

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