Gottfried Weber an Johann Gänsbacher
Mannheim, Sonntag, 12. Juli 1812
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Absolute Chronology
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- 1812-07-12: to Weber
- 1812-03-10: from Meyerbeer
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- 1812-08-11: to Gänsbacher
- 1812-12-15: from Weber
Direct Context
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- 1812-05-14: to Gänsbacher
- 1810-06-23: from Weber
Following
- 1812-08-11: to Gänsbacher
- 1813-06-24: from Gänsbacher
S. Wohlgebornen
Herrn Johann Gänsbacher
Compositeur
Hagensdorf
im Saazer-/ Kreis in Böhmen‡
[von anderer Hand:] Innsbruck
retour Prag
dahin abgereist
Dein Requiem hab ich seiner Zeit richtig erhalten u gedenke es künftge allerSelen in hiesiger Kirche ganz, vielleicht ein Stük davon schon früher im Museum zu geben. Heute erhalte ich Dein Schreiben v. 2t d. Deinen Auftrag an hiesigen Artaria habe ich auch bereits besorgt. Die Insertionen in die öffentlichen Blätter werden Dir ziemlich Geld kosten, ich schreibe heute dem Melos, daß er die Besorgung allein übernehmen, vor der Hand nur in di wichtigsten Blätter einrüken laßen u sich mit Dir in Correspondenz sezen soll über di Insertion in di übrigen, einer besorgt so was beßer als zweie. Wegen meiner vierstimmigen Gesänge schreibe ich heute an Gombard daß er si doch nach Prag spediren soll. Dein Requiem hat mir sehr viel Freude gemacht: sein HauptCarracter ist edle Einfachheit und fließender Gesang. Hast recht viel Ehre davon lieber Bruder. Schade daß es ein Requiem ist – wird in der Welt nie glük machen. Aber sei ruhig! am jüngsten Tag wollen wir’s aufführen u die neuerstandne Schöpfung muß Dich nach Vollendung des Stükes vorrufen u herausklatschen.
Ob Du Billig in München antreffen wirst oder nicht kann ich Dir weniger sagen als irgend jemand. Ich habe nicht nur seit Anfangs April von ihm keine Zeile gesehen u keine Antwort auf circa acht Briefe – ich habe von ihm die grenzenloseste u bitterste Vernachläßigung u Zurüksezung erfahren für die warme Liebe u Freundschaft die‡ mit der ich troz seiner Dir gewiß auch bekannten manchen zu ertragenden Eigenheiten, an ihm hieng. Es ist‡ wär viel zu weitläufig Dir dies alles detaillirt zu schreiben: genug daß ich ihn mit blutendem Herzen – aufgeben muß.
Adieu Lieber Bruder. Dem Rook schreibe ich nächstens, ihm überlassend ob u wie er etwas in Frankreich wirken kann. Ich glaube er wird in Dijon zu wenige Connexionen haben um etwas thun zu können.
Nochmals: leb wohl, und mach’s nicht wie ich, d. h. schreibe keine so kurzen Briefe, – lieber selten, daß man für das theure Porto doch auch etwas zu leßen hat. Ich selbst würde in dem gegenwärtigen nicht so kurz sein, wollte ich nicht Dir gerne umgehend antworten, da ich Dir bisher die Anzeige des richtigen Empfangs des Requiem anzeigen wollte. Heute aber kann ich keine lange Briefe schreiben denn heute schreibe ich an Melos, Dich, Artaria, Dusch (in Carlsruh auf 8 Tage). Simmrok, Breitkopf, Gombard, Fröhlich in Wirzb., Schinn in München. – Was sagst Du über meine Urtheile über di hier aufgeführten Musikstüke in den […]‡ Blättern der AMZ v. May & Juny. Schreib mir doch kürzlich Dein Urtheil über meine Urtheile. Addio.
Ich weis nicht ob ich Dir schrieb daß ich über die Deine‡ Sonate von Triole eine Rec‡. an Eleg. Z. geschikt welche aber noch nicht aufgenommen ist.
Ich weis nicht hab ich Dir schon gemeldet daß meine Gustel einen zweiten Buben zur Welt gebracht hat. Sie hat seit sie‡ durch selbst Schenken des Kindes sich eine Schwäche der Brust zugezogen welche ihr das Singen unmöglich oder beschwerlich machte, jetzt ist ihr alles Singen auf mehrere Monate lang gänzlich verboten. Es wird also schwerlich möglich sein hier Dein Requiem früher zu geben. Du weist wi unser SopranChor beschaffen ist, wenn meine Gustel nicht vor singt, thut keine Choristin das Maul auf weil die Frazen keinen Ton treffen. Ich habe daher seit 6 Monaten nichts ganzes kein Ensemble im Mußeum geben können sondern mich di ganze Zeit her mit leidigen ConcertStüken plakken müßen di mir in der Seele zuwider sind. Auch Beer’s Gott u Nat. mußte seit dem liegen bleiben, was mir denn noch besonders leid ist wegen der oben erzählten Verhältniße, da ich nach den Erfahrungen, di ich seit‡ in der lezten Zeit an ihm gemacht, ihn‡ nun wohl für fähig halte daß er mich für fähig hält es ihm zu Leid absichtlich zurükgehalten zu haben. Nu leb wohl, lieber Bruder, und – bleibe Du unwandelbar der Freund Deinesder sich nicht zu unterschreiben pflegt.
Editorial
Summary
will Gänsbachers Requiem aufführen; hat seinen Auftrag besorgt; über Anzeigen von G's Werken; über Schweigen Meyerbeers; über die Geburt seines 2. Sohnes
Incipit
“Dein Requiem hab ich seiner Zeit richtig erhalten”
Responsibilities
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Tradition in 2 Text Sources
Text Constitution
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“Böhmen”crossed out
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“die”crossed out
-
“ist”crossed out
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“[…]”deleted text illegible
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“Deine”crossed out
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“seit sie”crossed out
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“seit”crossed out
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“ihn”“ihm” crossed out and replaced with “ihn”
Commentary
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“C:”abbreviation of “Centrum”.
-
“Rec”abbreviation of “Recension”.