Max Maria von Weber to Hinrich Lichtenstein in Berlin
Dresden, Wednesday, April 22, 1846

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Hochverehrtester Herr Geheimerrath!

Es ist ziemlich lange her, seitdem wir das letzte Wort gewechselt haben, aber ich glaube überzeugt sein zu dürfen, daß Sie weder mich noch die gütigen Gesinnungen vergessen haben, die Sie sonst gegen mich hegten und so oft mir durch die That bewiesen. Sie sind es gewesen, durch dessen Wort und Beistand es mir möglich geworden ist die ersten Schritte ins Leben auf meiner gewählten Laufbahn zu thun[,] einer Laufbahn, auf der mich Gottes sichtlicher Seegen geleitet hat, so daß ich jetzt, nach kaum 5 jähriger Thätigkeit, seit jenem ersten Eintreten in die lebendige Praxis, als selbstständiger Dirigent des Maschinenwesens, an einer der bedeutendsten Eisenbahnen Sachsens, darauf bedacht sein konnte, mir nun einen eigenen Herd zu gründen. Schon während meines Aufenthaltes am Rheine hatte ich in der Tochter des Justizrath Kramer zu Köln, ein Wesen gefunden, das in meinen Augen alle Eigenschaften vereinigte, welche eine Persönlichkeit geschickt machen, durch sich selbst einen Mann zu begleiten, der von seiner Gattin hauptsächlich Weiblichkeit fordert und hatte mich, gerade jetzt vor 2 Jahren, mit ihr verlobt. Reisen nach England u. Belgien, der Antritt meiner neuen Stellung, hauptsächlich aber der tief schmerzliche Eindruck, den der Tod meines verblieben[en] Bruders auf unser ganzes inneres Leben machte, verhinderten bis jetzt die Erfüllung meiner Wünsche. Seit kurzem nun sind alle | Hindernisse beseitiget und ich habe beschlossen diesen Monat noch meine Verbindung zu schließen.

Gar zu gerne sähe ich ich es nun, wenn ich Allen, die mir liebevoll die Hand geboten haben, um mich auf meinen Weg zu künftigem Schaffen zu geleiten, die mir durch Gunst u. Gewicht ihres Wortes, und freundlichen Rath, Stützen u. Hebel meines Glückes waren, an dem für mich so feierlichen Tage meiner Hochzeit nochmals von Herzen ein redlich gefülltes Wort des Dankes sagen zu können. Und wem schulde ich mehr dieses Gefühls, als Ihnen, der Sie schon als Freund meines Vaters ein Recht an meine Verehrung, als mein väterlicher Freund aber an meine dankbare Liebe haben. Darum wünsche ich von ganzem Herzen, daß Nichts Sie abhalten möge, die Bitte mir zu gewähren, daß Sie den kleinen Kreis meiner Freunde, der sich an meinem Hochzeitstage den 27 April um uns versammelt, durch ihre Gegenwart mir doppelt werth u. theuer machen mögen. Ich hoffe Sie sollen Bekannte und Landsleute finden! Meine Mutter erwartet Sie aufs freudigste und sendet Ihnen und den werthen Ihren ihre besten Grüße, auch sie hofft mit mir daß meine Bitte keine Fehlbitte gewesen sei.

Ich schließe, denn ich denke, daß bald das lebendige Wort an die Stelle des Schwarz auf Weiß zwischen uns treten kann, durch welches ich Ihnen dann beßer und inniger sagen kann, mit welcher hochachtungsvollen Dankbarkeit immer Ihnen ergeben ist Ihr
M M von Weber

Editorial

Summary

der Adressat sei der gewesen, der ihm erlaubt habe, die ersten Schritte auf seiner gewählten Laufbahn zu tun, sodass er nach kaum 5jähriger Tätigkeit nach seiner Berufung als Dirigent des Maschinenwesens der Eisenbahnen Sachsens nun in den Ehestand treten könne. Er lädt ihn zur Hochzeit am 27. April ein; auch seine Mutter erwarte ihn

Incipit

Es ist ziemlich lange her, seitdem wir das letzte Wort

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Mus. ep. Max Maria von Weber 1

    Physical Description

    • 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)
    • e.Br.m.U.

Text Constitution

  • “sichtlicher”uncertain transcription
  • “verbliebenenuncertain transcription
  • “redlich”uncertain transcription

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