Carl Friedrich Ludwig Weyhe im Namen des Klopstock-Vereins an Carl Maria von Weber in Dresden
Quedlinburg, Freitag, 14. Mai 1824

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Hochwohlgeborener Freiherr, besonders Hochzuverehrender Herr Kapellmeister.

Im Namen unserer Vaterstadt und – wir dürfen wohl hinzufügen – des deutschen Vaterlandes haben wir Ew. Hochwohlgeboren eine Bitte vorzutragen, deren Erfüllung das Andenken eines großen Mannes auf eine ausgezeichnete Weise ehren und Tausenden von Kunstfreunden einen hohen Genuß bereiten würde. Der bevorstehende 2. Julius ist der erste Säkulartag von Klopstocks Geburt, welchen seine Vaterstadt Quedlinburg festlich zu begehen wünscht. Große Künstler können aber nur durch die Kunst würdig gefeiert werden, und es bot sich daher von selbst der Gedanke dar, auf diesen Tag ein musikalisches Fest zu veranstalten, an welchem in der hiesigen Schloßkirche – in der Klopstock getauft ist – außer anderen vorzüglichen Kompositionen auch eine in Musik gesetzte Dichtung des unsterblichen Sängers aufgeführt würde. Dieser Gedanke hat sowohl hier als auch in der Umgegend die lebhafteste Teilnahme erregt, und wie könnten wir zweifeln, dass auch Ew. Hochwohlgeboren demselben Ihren Beifall schenken werden, da diejenigen, welche reich an selbsterworbenen Verdiensten sind, fremdes Verdienst am besten würdigen und am bereitwilligsten sind, es zu ehren.

In dieser Ueberzeugung nehmen wir keinen Anstand, Ew. Hochwohlgeboren angelegentlichst zu bitten, die Direktion der beabsichtigten Feier gütigst zu übernehmen. Der Herr Musikdirektor Bischoff aus Hildesheim, welcher bekanntlich schon mehrere Musikfeste mit Erfolg veranstaltet und dabei Erfahrung und Sachkenntnis gezeigt hat, ist von uns ersucht worden, die in musikalischer Hinsicht erforderlichen Vorbereitungen zur Ausführung unseres Unternehmens zu treffen; er ist bereits vorgestern hier angekommen* und hat mit uns das Nötige verabredet. Ein von ihm an Ew. Hochwohlgeboren gerichtetes Schreiben und ein anderes an den Herrn Kammermusikus Fürstenau, welches wir demselben gefälligst einhändigen zu lassen bitten, fügen wir ergebenst bei.

Mit seiner Zuziehung ist der einliegende Plan zur Anordnung der musikalischen Feier entworfen worden, welchen wir Ew. Hochwohlgeboren mit der ganz ergebensten Bitte überreichen, uns Ihre Anmerkungen darüber mitzutheilen. Wir bitten jedoch, so wenig als möglich daran zu ändern, weil wir zum Teil schon unsere Einrichtungen darnach getroffen haben. Auf den Beistand der Kapellen zu Braunschweig, Dessau, Sondershausen und Ballenstedt und der Singchöre zu Magdeburg, Halberstadt und Hildesheim, sowie mehrerer anerkannten Künstler in hiesiger Stadt und Gegend können wir rechnen. Auch Herr Kapellmeister Friedrich Schneider zu Dessau wird uns hoffentlich nicht versagen, Ew. Hochwohlgeboren bei der Ihnen sonst wohl lästigen Direktion zu unterstützen. Eine ausgezeichnete Sängerin und ein Meister der Flöte, wie Herr Kammermusikus Fürstenau, sind aber noch zum Glanze des Festes fast unentbehrlich. Wir ersuchen Ew. Hochwohlgeboren, Herrn Fürstenau in unserem Namen zu bitten, an diesem Musikfeste teilzunehmen und auch eine vorzügliche Sängerin von der dortigen Kapelle, etwa Demoiselle Funk, zu gleicher Teilnahme zu disponieren.

Die Reisekosten hin und zurück werden wir mit verbindlichstem Danke vergüten, für eine gastfreundliche Aufnahme sorgen und, soweit der Ertrag der Eintrittsgelder – welcher nach Abzug der Kosten den ersten Fonds zur Stiftung eines Denkmals für Klopstock darbieten soll – es gestattet, auch denjenigen Künstlern, welche es verlangen, ein angemessenes Honorar zahlen.

Die schöne Jahreszeit, in welche das Musikfest fällt, und die Reize der hiesigen Gegend, welche Tausende von Fremden herbeilocken, begünstigen unser Unternehmen; die Genehmigung unseres Monarchen, welche wir bereits nachgesucht haben und täglich erwarten*, wird ihm einen öffentlichen Charakter geben, und der hohe Gegenstand des Festes erhebt es zu einer wahrhaft nationalen Feier. Je größer die Ansprüche sind, welche Ew. Hochwohlgeboren sich auf das dankbare Andenken der kunstliebenden Nachwelt erworben haben, desto teilnehmender werden Sie diese zur Ehre eines großen Mannes veranstaltete Feier betrachten und fördern, und desto zuversichtlicher dürfen wir der Erfüllung unseres herzlichen Bitte und einer baldigen freundlichen Antwort entgegensehen.

Mit größter Hochachtung haben wir die Ehre zu beharren Ew. Hochwohlgeboren ganz ergebenste Diener.

Editorial

Summary

Einladung zur Direktion der Centenarfeier von Klopstocks Geburt Anfang Juli 1824 in Quedlinburg

Incipit

Im Namen unserer Vaterstadt

Tradition

  • Text Source: Selmar Kleemann, Die Hundertjahrfeier der Geburt Klopstocks in Quedlinburg am 2. Juli 1824, Quedlinburg: Ernst Klöppel [1924], S. 5f.

Text Constitution

  • “vorgestern”sic!

Commentary

  • “… ist bereits vorgestern hier angekommen”Bischoff war am 11. Mai 1824 in Quedlinburg angekommen; vgl. Weyhes Brief an die Mitglieder des Klopstock-Vereins vom selben Tag, abgedruckt bei Thom, S. 177.
  • “… nachgesucht haben und täglich erwarten”Das entsprechende Gesuch des Klopstock-Vereins vom 2. Mai 1824 ist abgedruckt bei Selmar Kleemann, Die Hundertjahrfeier der Geburt Klopstocks in Quedlinburg am 2. Juli 1824, Quedlinburg: Ernst Klöppel [1924], S. 3f. Die Zusage erfolgte per Kabinettsordre vom 11. Mai 1824.

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