Vincent Weyrauch an Gustav Friedrich Wilhelm Großmann in Hannover
Meiningen, Mittwoch, 7. April 1790

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S. T:
Verehrungswerther Herr Großmann!

Soeben erhalt’ ich Ihren Brief – Was ich drauf antworten soll weis ich nicht – mir fehlen fehlen Worte Ihnen danken zu können. So ein Anerbiethen hatt ich in der jezigen Theater Situation nicht erwartet. Ich und mein Weib sind vom Gefühl durchdrungen – und danken aufs beste für die mehr als freundschaftliche Fürsorge. Ich habe mir alle mögliche Mühe gegeben, und habe aller Orten hingeschrieben – doch kann ich bis jezt nichts entscheidendes schreiben als:

Daß ich von Carlsruh von eben dem Lange den ich seit Cassel kenne die Nachricht erhielt, daß der dasiege Hof die Truppe abgedankt hat. In Maynz ist jedes Fach besezt. In Bonn ist Lux und Keilholzens. Medox ist seiner eignen Aussage nach Banquerot – denn er hatt dem Hℓ: Pauli deshalb das mit ihm geschlossene | engagement abgeschrieben. Bossan ist in Worms eingegangen – Mein Schwiegervater hatt von einigen Mitgliedern Engagements Briefe erhalten. In Hamburg ist keine Oper – wo also hier herum ist noch was zu thun? Mein Schwiegervater hatt Himmel und Hölle ordentlich aufgebothen um einen Ort zu kriegen – Es bleibt mir daher nichts übrig als das mir von Ihnen angebothene mit allem Dank anzunehmen – binnen Jahr und Tag kann sich ja vieles ändern.

Hier geht zuverlässig die Sage, daß Sie mit Hℓ: v Jasmund Contract g’macht haben – Hℓ: Santorini und Mad: Laufer engagiert – und Cassel weghaben – In Winter ists gut – aber im Sommer – – Als Pedant ist Santorini gut zu brauchen – als Sänger – und Buffon – auf Ehre gar nicht. Wie ichs mit der Reise möglich machen kann so will ich trachten es zu Stande zu bringen. Diese Woche wird mit der Entführung das Abbonement geschlossen. | Künftige Woche sind 3. Vorstellungen zum Besten der Gesellschaft – und dann geht jeder seiner Wege – Der Himmel gebe daß Sie und die Ihrigen mich eben so gerne sähen als ich zu Ihnen gehe – Komt binnen der Zeit noch eine günstige Antwort so wird es mich bloß darum freuen – daß ich nicht genöthiget werde die Großmuth eines Mannes zu mißbrauchen – und Ihm und den seinigen das Ihrige sozusagen wegstehle – Mein Eifer wird indeßen soviel als möglich Ihre Entwürfe auszuführen suchen, auch mein Weib wird nicht ermangeln als Sängerinn Ihre Kräfte zu brauchen – und Ihre Oper und Konzert zu vervollkomm[n]en.

Leben Sie wohl – empfehlen Sie mich und mein Weib Ihrer Frau Gemahlin und Dlle Lotte – Ich bin in Erwartung daß Sie stets gegen mich solche Gesinnungen hegen werden mit inngster Hochachtung
Ihrbereitwilligster Diener
Vinzent Weyrauchmp

Mein Schwager Edmund Weber hatt eine Oper gemacht = der Transport im Koffer genannt: sie ist der Musik wegen werth aufgeführt zu werden – sie ist auf Ihren Verlangen zu haben.

Editorial

Summary

dankt für ein Engagements-Angebot von Großmann und berichtet ihm über die Situation in den von ihm vergeblich angeschriebenen Bühnen

Incipit

Soeben erhalt' ich Ihren Brief

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Leipzig (D), Universitätsbibliothek (D-LEu), Sammlung Kestner
    Shelf mark: I/C/II/444, Nr. 12

    Physical Description

    • 2 Bl. (4 b. S.)

    Corresponding sources

    • Weberiana 14 (2004), S. 57f. (Auszug)

Text Constitution

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