Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden vom 17. Februar 1817

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Am 17. Februar. Zum Erstenmale: das Gut Sternberg. Lustspiel in 4 Akten von Frau von Weissenthurn.

Wohl eine der besten Arbeiten dieser Dichterin, welche jetzt die Litteratur unsers Lustspieles mannigfach bereichert, sie wurde auch vom Publiko recht dankbar aufgenommen, und gefiel allgemein. In Staaten wo das Güterausspielen so gewöhnlich ist, als es seit einigen Jahren in Oesterreich war, und wo man die sonderbarsten Begünstigungen, welche das Glück dabei gewährt, recht in der Nähe sieht, muß dieser in dem vorliegenden Lustspiele bearbeitete Stoff noch mehr anziehen, und wir begreifen die vielfachen Wiederholungen recht wohl, welche die Aufführung dieses Stücks namentlich in Wien und Prag, wo eben dem Cassirer des letzern Theaters ein solcher Glücksfall zu Theil worden war, erlebt hat. Es schadet dem Stücke auch gar nichts, daß keine Liebesintrigue den Hebel desselben macht, und es gewinnt dadurch nur an Neuheit. Doch ist das Verhältniß von Bolzheim zu Rösen wohl schon zu herzlich geworden – sagte er doch selbst im Verhöre des dritten Akts, dem Vater, daß er seiner Tochter Herz gestohlen habe, und verräth dieses doch auch des Mädchens ganzes Benehmen – als daß wir nicht wünschen sollten, es möchte am Schlusse nur etwas darüber gesagt und wenigstens dem Zuschauer die Hoffnung gestärkt werden, der von der städtischen Wallenfeld hintergangne Bolzheim werde nun die ländliche Geliebte, die ihn zu retten strebte, mit seinem Herzen beglücken. Der Dialog ist trefflich und wahr, besonders im zweiten Akte, welcher uns immer der liebste bleiben wird, so viele artige Situationen und gesalzne Scherzreden auch die andern immer enthalten mögen. Nur wünschten wir, daß die Verfasserin auch die Scene auf der Bühne gegeben hätte, wo Barbara zu Bolzheim ins Gefängniß kommt, und ihm seine Freiheit anbietet, das hätte zu unendlichem Lachen reizen müssen. Runder noch, bedünkt es uns, ¦ wäre der Gang des Stücks auch geworden, wenn der erste Akt, der jetzt nur Exposition ist, in den Scenen mit Gruber etwas verkürzt, gleich an den zweiten, und eben so der dritte an den vierten geschlossen worden wäre, wodurch der letztre mehr Verhältniß bekommen hätte. Doch üben wir hier blos das Amt des strengen Kritikers aus, dabei bekennend, daß auch ohne dies uns dieses Lustspiel recht sehr gefallen hat, und gewiß jedem, der eine frohe Stunde geistreich zu durchleben wünscht, diesen Genuß gewähren wird.

Die Darstellung war in allen, selbst in den kleinsten Parthieen sehr brav, und gehört zu den gelungenern unserer Bühne. Alles griff rasch und feurig in einander, bis auf die letzte Scene nach Eintritt des Commissairs, wo wir einige Pausen ungern bemerkten, jeder einzelne spielte mit Leben, Lust und Wahrheit, und schuf so ein recht erfreuliches Ganze. In dieser Hinsicht hat uns vor Allen die Scene mit den Bauernmädchen im zweiten Akt köstlich geschienen, und sie würde – unsrer Meinung nach – ganz vollendet gewesen seyn, wenn die Damen sich den Scherz gemacht hätten, im bäuerischen Dialekt zu sprechen, der namentlich hier, wo durchaus nur wahre, keine idealisirte Natur geschildert werden sollte, wohl an Ort und Stelle gewesen, und namentlich Annens Erzählung noch mehr belebt haben würde. Sollte der Vorschlag nicht eines Versuches werth seyn?

Daß, um auf das Einzelne überzugehn, Herr Hellwig seinen Bolzheim mit strömender Lebendigkeit und Laune, Mad. Schirmer ihre Röse, mit einfacher Anmuth und hinreissender Gemüthlichkeit, Herr Geyer seinen Amtmann, mit ächter Komik, Herr Schirmer seinen Richter mit wohlthuender Treuherzigkeit, Mad. Drewitz ihre Marthe, mit guter Weibergeschwätzigkeit, Dem. E. Zucker ihre Barbara mit ergötzender Preziosität, und Herr Metzner seinen Gruber mit lustiger Individualisirung gaben, versteht sich fast von selbst, und so sey denn allen Dank gebracht.

Th. Hell.

Editorial

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  • Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 1, Nr. 48 (25. Februar 1817), f 2v

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