Prolog zum Besuch von Erzherzogin Carolina von Österreich und Friedrich August, Herzog von Sachsen nach deren Heirat von Karl Theodor Winkler

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Prolog,

als des
Prinzen Friedrich August
Herzogs zu Sachsen
Königl. Hoheit

und
Dessen Frau Gemahlin
Prinzessin Carolina
Erzherzogin von Oestreich
Kaiserl. Hoheit

nach Höchstdero Vermählung
zum Erstenmale das Königl. Theater zu Dresden mit
Ihrer Gegenwart beehrten,
gedichtet von
Theodor Hell
und gesprochen von
Friederike Schirmer,

Die Bühne stellt eine Tempelhalle vor.

Der Genius des Orts, mit Rosen bekränzt, eintretend.

Festlich geschmücket erblick’ ich die Halle,Bänder der Treue durchweben den Kranz,Stimmen ertönten im jubelnden Schalle,rings um mich glühet ein höherer Glanz.
(vortretend.)
Ja, sie sind da; die Gefeierten Alle,fass’ es, o Herz! und erhebe Dich ganz,ja, sie sind da, und im Sternengeleiteführen herein sie die stralendenBeide.
Seyd uns willkommen, erhab’ne Vermählte!die Ihr, in seliger Liebe vereint, ¦ wo sich das Herz nur Verwandtes erwählte,hier in der Halle Thaliens erscheint.Unter den Tagen, die festlich sie zählte,wo man hier Thränen der Freude geweint,stralet auch dieser mit himmlischem Feuer! –Sind doch die Herzen von Allen auch Euer.Freundlich hat immer Dein Auge voll Milde,Edelster Prinz! unsre Spiele geschaut;wie sich die Welt hier im deutsamen Bildeflüchtig im Lauf der Minuten erbaut;wie in der Töne melod’schem Gefildehebet und senkt sich harmonisch der Laut,und die Gefühle, im Wechsel der Scene,Lächeln bald wecken, bald rufen die Thräne.Aber heut’ führst Du mit leuchtenden Blickenmit Dir die hohe Gemalin hier ein,und dem Entzücken begegnet Entzücken! –Seliger’s kann ja auf Erden nicht seyn,Höheres kann ja den Menschen nicht schmücken,als solcher Liebenden Seelenverein!Und wir begegrüßen mit jubelndem Schallefroh die Geliebte in festlicher Halle.Nimm mit der Huld, die das Erbtheil ja immerDeines erhabenen Stammes verblieb;die die Natur mit dem reizendsten SchimmerDir in das Aug’, auf die Wangen Dir schrieb,Hohe Prinzessin! – wir bergen es nimmer– nimm mit den Gaben der Muse fürlieb,welche bescheidenen Sinnes wir bringen;förd’re durch Milde auch Du das Gelingen.Wohl an der stilleren Elbe Gestadenfindest den Glanz von der Donau Du nicht; | aber, mit Liebe zum Bleiben geladen,stets einen Zweig, den die Ehrfurcht Dir bricht;Segen begegnet auf freundlichen PfadenDir im Gefolge des Rechts und der Pflicht;wo sich zwei Herzen vertraulich vereinen,sprechen sie liebend von Ihm und den Seinen.Siehe, so findest das Hohe Du wieder,was in der Heimath Gebiet Dir getagt:neig’ zu den Spielen der Musen Dich nieder,sey auch der Glanz ihren Festen versagt.
(man hört sanfte Akkorde hinter der Bühne.)
Horch! Dir ertönen die Stimmen der Lieder!Deutsam symbolisch sey froh es gewagt,was nicht die Worte zu sprechen vermögen,Schüchtern zu bringen im Bild Dir entgegen.

(während unsichtbare Stimmen das nachfolgende Chor singen, verwandelt sich die Bühne. Decke und Seiten bilden abendlich geröthete Wolken, welche mit Rosen und Lilien durchflochten sind, indem im Hintergrunde die Ansicht von Dresden erscheint. Rechts vom Zuschauer, aber noch seitwärts, schwebt Thalia, begleitet von Amor und dem Genius der Unschuld, welche ein von Rosen und Lilien geflochtenes C. tragen. Links erblickt man eben so Melpomene, von Hymen und dem Genius der Treue umgeben, in deren Händen sich ein von Lorbeer und Immortellen geflochtenes F. befindet. Darüber schwebt hoch oben Mnemosyne in einem Kranze von Sternen, sie hält eine Krone von Immergrün und Raute.)

Chor. (unsichtbar.)Du hoher Rautenzweigblüh’ Deinen Ahnen gleichim reinsten Glück! –In gleicher Tugend Werth,in gleichem Reiz verklärt,hat Seligkeit gewährtDir das Geschick.

(Indes haben die Musen und Genien das F und C einander genaht, Mnemosyne senkt sich mit der Krone darauf, und Namen und Gestalten bilden nun ein Ganzes.)

(Dann fährt der Genius des Orts fort.)

So wie die Namen jetzt Eins nur gestalten,So auch die Herzen in liebender Treu!Fülle des Segens wird reich sich entfalten,über den Theuersten immerdar neu.Daß, von den Engeln des Friedens gehalten,Leben ein blühender Teppich nur sey,der in die späteste Ferne der Zeitenmöge die stralenden Enden verbreiten.

Der Vorhang fällt.

Editorial

Summary

Prolog zum Besuch von Erzherzogin Carolina von Österreich und Friedrich August, Herzog von Sachsen nach deren Heirat von Karl Theodor Winkler

Creation

Responsibilities

Übertragung
Fukerider, Andreas

Tradition

  • Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 3, Nr. 249 (18. Oktober 1819), f 1r

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