Korrespondenz-Nachrichten aus Prag, März 1813

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Korrespondenz-Nachrichten

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Prag, März.

Das neueste Blatt des Hesperus enthält einen Aufsatz, der gegen die allgemeine Wiener Literatur-Zeitung und besonders gegen Hrn. Sartori, der als Haupt-Redakteur derselben gilt, gerichtet zu seyn scheint. Dieser Angriff ward wahrscheinlich durch einen Artikel dieser Literatur-zeitung, Journalistik betitelt, veranlasst. Die Journale des Hrn. Raths André, Herausgebers des Hesperus, werden darin als bloße Compilationen bezeichnet, während alle andere Oesterreichische Zeit-Schriften, von denen es bis jetzt, außer dem deutschen Museum und den vaterländischen Blättern, doch keine gab, die sich nicht mit fremden Federn, das heißt, durch den Nachdruck der besten Aufsätze aus andern deut¦schen Zeitschriften, geschmückt hätten, ja sogar ein blos aus Nachdruck bestehender Geist der Zeit, und ein Sammler ganz pomphaft herausgestrichen werden; und es ist merkwürdig, daß die vortreffliche, vom Kriegsarchiv in Wien herausgegebene, neue militärische Zeitschrift, die gar nicht in die Kategorie der bisherigen Oesterreichischen Zeitschriften gehört, in dieser Journalistik schnippisch behandelt wird. – Im Grunde kann aber dem Hrn. Rath André das Verdienst nicht abgesprochen werden, durch den Hesperus und die ökonomischen Neuigkeiten mannichfaltige Kenntnisse unter einer Klasse Leser verbreitet zu haben, die deren gar sehr bedurfte, und diese Zeitschriften enthalten dabey eine Menge Original-Aufsätze, die auch im Auslande mit Nutzen gelesen werden dürften. Wenn Hr. André auch zuweilen etwas aus andern Zeitschriften entlehnt, so zeigt er doch jedes Mal die Quelle an, aus der er schöpft; eine Delikatesse, von der alle die gerühmten Helden der Oesterreichischen Journalistik gar keinen Begriff haben. Scheint es nun aber auch von der einen Seite unbillig, daß im Hesperus der Angriff geradezu gegen Hrn. Sartori gerichtet ist, da dieser sich doch bis jetzt noch nirgends öffentlich als Redakteur der Wiener Literatur-Zeitung genannt hat, so geschieht diesem von einer andern Seite ganz recht, da in seiner Journalistik, als deren Verfasser er allgemein bekannt ist, mit einer Indiskretion ohne Gleichen die anonymen Herausgeber der Oesterreichischen Blätter alle öffentlich genannt werden, und er darin so weit ging, Namen, die er nicht einmal richtig schreiben kann, Verhältnisse, die er gar nicht kannte, und die zu verschweigen die Zeit-Umstände vielleicht erfordert hätten, anzuführen. Ein Redakteur hat immer seine Ursachen, warum er sich nicht öffentlich nennen will, die jeder Literator achten sollte, bis Jener etwa sich versündigt, und dann verdient hätte, ans Licht gezogen zu werden.

Ein andrer Streit im Hesperus, zwar nicht über Literatur, sondern nur zwischen Literatoren, ist nicht ohne Interesse. Der hiesige Professor, Hr. Mikan, vereinigte sich voriges Jahr mit den HH. Männer und Kruskowitz zu einer Luftfahrt in Prag, von der er im Voraus eine poetische Beschreibung ankündigte, welche aber wegen einer unzulänglichen Subscription nicht zu Stande kam. Hr. Mikan ging alsdann mit diesen Herren nach Wien; dort mißglückte die Luftfahrt wegen einer mangelhaften Füllung des Ballons. Hr. Rittig von Flammenstern erlaubte sich nun im Hesperus einige Ausfälle gegen Hrn. Professor Mikan, dessen Vertheidigung der Hr. Dr. Bremse in Wien übernahm. Jetzt ist vom Hrn. Rittig von Flammenstern eine Duplik in demselben Blatte erschienen. Ob die Akten mit dieser geschlossen seyn werden, lässt sich nicht bestimmen.

Nach den geschlossenen Karnevals-Fêten werden in dem geschlossenen Zirkel hier oft Privat-Schauspiele gegeben; es wechseln dabey kleine französische und deutsche Stücke ab.

Das zweyte Heft des Kronos scheint der Erwartung des Publikum entsprochen zu haben. Man findet darin unter andern einige neue Ansichten und unbekannte Data über die vereinigten Staaten von Nord-Amerika, nach Doctor Abiel Holm’s, Predigers in Cambridge, amerikanischen Annalen. Ferner, Auszüge aus Clarke’s Reisen in Rußland, nach dem Original. Der politische Artikel liefert interessante Andeutungen von dem Feldzug in Rußland, u. dgl. m.

Unser Töplitz ist wegen der vielen vornehmen Fremden aus Sachsen, besonders aus Dresden, schon belebter als sonst im Juni. Nahe an unsern Grenzen herrscht der Krieg, und wir fühlen hier daher doppelt die Segnungen des Friedens.

Editorial

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Übertragung
Mo, Ran

Tradition

  • Text Source: Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 7, Nr. 85 (9. April 1813), pp. 339–340

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