Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden vom 22. Juni 1817

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Am 22. Juni. Auf dem Theater am Linkeschen Bade. Der Sammtrock, Lustspiel in 1 Akt von A. von Kotzebue. Hierauf: Die Braut aus der Fremde, Original=Lustspiel in 2 Akten, vom Hofschauspieler L. Geyer. Der Verfasser, der sich bei der ersten Aufführung dieses Stücks E. Willig nannte, hat nun seinen wahren Namen demselben beigesetzt, und es freut uns, den braven Künstler, der uns viele gelungene Leistungen als Darsteller gegeben, und auch in der bildenden Kunst noch bei der vorjährigen Ausstellung verdientes Lob eingeärndet hat, nun auch als einen Dichter begrüßen zu können, von dem sich, wenn er auf dem betretenen Wege mit Liebe und Fleiß fortgeht, noch recht viel Gutes erwarten läßt. Um die scheinbare Beziehung, welche in der ersten Benennung: Das Mädchen aus der Fremde, auf Schiller’s Gedicht lag, zu vermeiden, theils aber auch weil nun die etwas veränderte Intrigue dazu Veranlassung gab, ist dem kleinen Stücke jetzt der Name: Die Braut aus der Fremde, mit lobenswerther Berücksichtigung zu Theil worden. Ob aber durch jene Veränderung der Intrigue das Stück selbst gewonnen habe, müssen wir fast bezweifeln. Das kleine Mädchen nämlich, welches in der ersten Anlage als Jokey mit Theodor zurückkehrt, ist nun zu einer erwachsenen, ja wohl schon zu einer nicht mehr in der Blüthe stehenden Jungfrau geworden, und wird als Volontair Georg vorgestellt. Der alte Raschau, der Vater Theodor’s, fand nämlich nach dem Verluste seiner ersten Gattin, ein liebes theures Mädchen, das er liebte, das er gern geehlicht hätte, aber von der Furcht zurückgestoßen, seinem einzigen Sohne eine Stiefmutter zu geben, wieder von sich wieß. Diese findet nun im fremden Lande durch den Krieg der Sohn, sie ist seine Pflegerin und Freundin, und er bringt die verloren=geglaubte Braut jetzt dem Vater am Schlusse des Stücks zurück. Schon an und für sich war der Vater nicht zu loben, der ein Band der Liebe zerstörte, denn eine wackere Stiefmutter kann ihren Stiefkindern auch eine wahre Mutter seyn, und dann bleibt es doch etwas befremdliches, daß der Sohn so dem Vater die Braut und sich die Mutter in Uhlanenuniform zuführt, von der Sonderbarkeit des Begegnens selbst abgesehen, und endlich dürfte Emiliensgewaltige Eifersucht wohl eher durch die Präsentation eines zwölfjährigen Jokey’s, als eines recht artigen jungen Mädchens, sey sie auch selbst Braut, getheilt werden.

Doch müssen wir den Verfasser loben, daß er so ¦ vielen Fleiß auf die Verbesserung seines Stücks wendete, schiene sie auch in diesem Punkte nicht gelungen. Desto mehr war dieß der Fall in der Ausfeilung manches Verses, in der nähern Bestimmung des Charakters der Frau von Aarbach, und in einigen andern kleinen Zügen, die wir mit Vergnügen bemerkten. Mad. Schirmer spielte diesesmal die Rolle der Emilie und Dem. Schubert hatte die des Volontairs übernommen, und wenn die erstere durch ihr schönes Spiel erfreute, that es die andere, der nur wenige Worte zu sprechen gegeben sind, durch die geschmackvolle Wahl ihres männlichen Anzugs. Das Stück selbst ging recht rund und wacker, und gab eine erfreuliche Darstellung.

Editorial

Summary

Aufführungsbericht Dresden Linkesches Bad: “Der Sammtrock” von August von Kotzebue am 22. Juni 1816 / “Die Braut aus der Fremde” von Ludwig Geyer am 22. Juni 1817

Creation

Responsibilities

Übertragung
Albrecht, Veit

Tradition

  • Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 1, Nr. 167 (14. Juli 1817), f 2v

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