Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden vom 17. Juli 1817

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Am 17. Juli. Auf dem Hoftheater in der Stadt. Deutsche Treue, dram. Gemälde aus dem 14. Jahrhunderte, in 5 Akten, von August Klingemann.

Auf dem Anschlagezettel steht „vom Herrn Doktor August Klingemann“ gedruckt. Ich kann es mir nicht versagen bei dieser Gelegenheit die Frage aufzuwerfen, welches von beiden recht sey, unsre Art ohne Herr und Doktor, oder diese mit der Höflichkeitsbezeigung und Titulatur? Von Verstorbenen ist es nun einmal angenommen, daß der Herr wegbleibt wenn sie citirt werden, denn ein Geist kann sich unmöglich mit diesem Prädikate anreden lassen, und wird ihn ja noch der Amtstitel gegeben, so geschieht es nur um ihn von ähnlichen seines Namens zu unterscheiden, keineswegs aber um ihm diese Bürden und Würden noch in die Ewigkeit mit hinüberzuschieben. Aber wie steht es mit den Lebenden? Ich erinnere mich gelesen zu haben, daß man den unberühmtern Schriftstellern den Herrn lassen, den berühmtern aber diese für sie so unnütze Auszeichnung entziehen solle. Aber wo ist der Punkt auf welchem der ruhmlose Herr wegfällt und der bloße ruhmbekrönte Name steht? Es müßte durchaus ein Thermometer dieser Art ausgemittelt, und statt der Grade die Würdefähigkeit nur annähernden Entäußerung des Herrntitels aufgezeichnet werden. Wer will aber hier sich für einen Reaumur oder Farenheit ausgeben? Es würde freilich auch da als der Unsterbliche noch unter uns wandelte, höchst lächerlich geklungen haben, ¦ wenn man die Jungfrau von Orleans angekündigt, und den Herrn von Schiller als deren Dichter genannt hätte, oder wenn jetzt ein Redekünstler den Gott und die Bayadere vom Herrn von Göthe deklamirte, aber dagegen wird auch, wenn jener Maßstab gilt, manchmal ein Herr weggelassen werden, wo sogar zur Verstärkung Sr. Wohlgeboren noch dabei stehen sollte. Die Pseudonimen Dichter haben es noch am besten, da denkt niemand daran, ihnen einen Herrn vorzusetzen, und so kommen sie in die Cathegorie der Berühmtheit ohne daß sie eigentlich wissen wie. Eben so geht es auch den Frauen leidlich, wo die Bezeichnung als Frau nur dem Unterschiede des Geschlechts gilt, oder höchstens da zierlich angewendet wird, wo der Vorname allzu wenig dichterisch klingt, wie es bei der achtungswerthen Franul von Weißenthurn der Fall ist. Aber wie kommt nun der Dichter der deutschen Treue dazu, daß er bei diesem Stücke den Doktor bekommt und sogar den bösen Herrn, während er bei den Dramen Moses, Faust und andern mit dem freundlichen und anerkennenden August Klingemann nur bedient wird. Ist’s doch wirklich recht sonderbar, daß sich die Dichter den Herrntitel wegwünschen müssen, während man bei einer namhaften Bühne hat bemerken müssen, welche Mühe die Darstell-Künstler sich gegeben haben, um ihn wieder zu erhalten, da er ihnen für eine kurze Zeit entzogen worden war! – Doch ich habe so viel über den Titel des Stücks geschwatzt, daß es nun zur Beurtheilung dessen selbst zu spät geworden ist.

Fr.

Editorial

Summary

Aufführungsbericht Dresden: “Deutsche Treue” von August Klingemann am 17. Juli 1817

Creation

Responsibilities

Übertragung
Albrecht, Veit

Tradition

  • Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 1, Nr. 181 (30. Juli 1817), f 2v

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