Aufführungsbericht Berlin (Januar 1817)

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Die, eine neue Schöpfung von Harmonien in sich fassende Beethovensche Oper: Fidelio, wurde auch zu Ende voriger Woche wieder gern gehört und durch das schöne Talent unserer ehrenwerthen Milder-Hauptmann vorzüglich aufs neue verherrlicht.

Der denkwürdige achtzehnte Januar wurde im Königl. Schauspielhause durch Fouqué’s echt vaterländisches Schauspiel Tassilo (diesmal noch mehr ausgearbeitet) sehr sinnig gefeiert. Die Hoffmannsche Musik dazu ist erhaben, voll Phantasie und Fröhlichkeit, wie es die jedesmalige Situation der Handlung erfordert. Besonders wirkt die Erscheinung der erlauchten Nachkommen Tassilo’s unter Musikbegleitung. – Zweckmäßig folgten hierauf die trefflichen Lieder von Theodor Körner und C.M. von Weber: Schwerdtlied, Gebet und Lützow’s wilde Jagd, von dem nämlichen Personale des Theater-Chor’s unter Herrn v. Leidel’s Leitung vollkommen gut ausgeführt. Das „Hurrah!“ des ersten Liedes durch die große Terz in der früher weichen Tonart H. mächtig ergreifend und der durchaus gelungene Charakter und Rhythmus des letzten Liedes (welches auf lauten Wunsch wiederholt wurde) rissen, wie immer, zur Begeisterung hin. –

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Das neue kriegerische Ballet: Die Einquartierung, war diesmal mit einem besonders glänzenden Feuerwerk ausgestaltet. Zuletzt bezeichneten die im reinsten Brillant-Feuer erscheinenden Preußischen Ordenszeichen die Tages-Feier.

Sonntag trat Herr Wild, von seiner Kunstreise nach Leipzig und Dresden zurückgekehrt, hier mit dem, diesem ausgezeichneten Sänger gebührenden Beifall in Joconde wieder auf.

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Ueber die hiesige Darstellung dieser Oper hat Ref. schon früher seine Ansicht ausgesprochen. Vieles im Dialog und Spiel war diesmal rascher als sonst; das Ganze würde dennoch ziemlich kalt lassen, wenn Dem. Joh. Eunicke und ihre Mutter nicht viele Scenen durch ihr regsames Spiel als Rosenmädchen und Lucas belebt hätten. – Zweierlei Text in Dialog und Gesang ist aber ein Uebelstand. – Die äußere Ausstattung dieser Vorstellung ist höchst geschmackvoll.

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Von diesem Wochenblatt wird jeden Sonnabend Vormittag Ein Bogen erscheinen und hier in Berlin in der Expedizion des Wochenblatts, Poststr. Nr. 27. ausgegeben werden. Der Preis eines einzelnen Stücks ist zwei Groschen Courant, der Abonnements-Preis für ein Vierteljahr ist hier achtzehn Groschen Courant. Für Auswärtige ist der Preis des halben Jahrganges vom Januar bis Junius zwei Thaler, wofür es durch jede gute Buchhandlung zu bekommen ist.

Editorial

Summary

Aufführungsbericht Berlin: “Fidelio” von Beethoven und “Tassilo” von de la Motte-Fouqué im Januar 1817

Creation

Tradition

  • Text Source: Dramaturgisches Wochenblatt in nächster Beziehung auf die königlichen Schauspiele zu Berlin, vol. 2, issue 30 (25. Januar 1817), pp. 239–240

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