Aufführungsbesprechung Berlin, Kgl. Schauspielhaus: Konzert von Heinrich Joseph Baermann und Carl Maria von Weber am 15. März 1812

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Großes Vocal- und Instrumental-Conzert, im Saale des Königl. Schauspielhauses am 15ten März, gegeben von Carl Marie von Weber und Heinrich Bärmann.

Unter den auf dem Zettel angekündigten Stücken, waren die Ouvertüre, ein Clarinett-Conzert, ein Fortepiano-Conzert und Variationen über ein Thema aus der Oper Silvana für das Clarinett und Fortepiano, von der eigenen Composition des Herrn von Weber. Es gehört zu den angenehmen Erscheinungen, einen Meister der Kritik, als welchen sich Hr. v. Weber schon, durch Aufsätze in der Leipziger Musikalischen Zeitung und durch die Herausgabe von zwölf verbesserten Bachschen Chorälen namkündig gemacht hatte, auch als guten Componisten und praktischen Künstler auftreten zu sehn.

Unter den heute vorgetragenen Compositionen fanden die Ouvertüre und das letzte Stück des Fortepiano-Concerts den meisten Beifall. Die Begleitung und Ausführung dieser Stücke ist schwer genug um vielfältige Proben mit dem ganzen Orchester zu verlangen, welche bei dem Drange der öffentlichen Concerte nicht einmal möglich wären, wenn sich auch das Orchester denselben unterziehen wollte. Dessen ungeachtet hielt sich das Orchester ganz wacker zusammen, und besonders die Ouvertüre ging gegen das Ende recht gut von statten.

Herr Heinrich Bärmann fand mit seinem Clarinett-Concerte ausgezeichneten Beifall. Der Ton seines Instruments ¦ schien einmal wieder der natürliche Clarinett-Ton zu seyn; doch die Verbindung seiner Höhe mit der Tiefe, das stärkste Forte, das leiseste Piano, die meisterhafte Gradation, die Fertigkeit und der gute Geschmack womit diese Dinge verbunden erschienen, kann nur mit dem Besten verglichen werden was in Berlin ist gehört worden.

Nach dem Schillerschen Gedichte: die Kraniche des Ibikus, von Demoiselle Beck gesprochen, ließ sich Herrr Carl Bärmann auf dem Fagotte mit Variationen hören. Ein schöner, voller Ton und nicht gemeine Fertigkeit sind diesem Virtuosen eigen; noch mehr Anmuth und melodischer Fluß werden sein Spiel vollenden.

Mademoiselle Schmidt sang eine Arie von Nasolini mit gewohnter Reinheit und Sicherheit.

Das Fortepiano-Konzert des Herrn von Weber könnte man eher zu den guten Musikstücken als zu den guten Konzerten rechnen. Ein Konzert, welches durch Schwierigkeiten, die der Konzertist zu bekämpfen hat, interessant ist, kann nur von eigentlicher Würkung seyn, wenn es durch die Begleitung gar nicht genirt wird; denn auch die beste Begleitung genirt den Konzertisten um so mehr, wenn er selber der Komponist ist. Die bloße Sorge, daß dieser oder jener ausbleiben könne, ist dazu hinreichend; kömmt dazu noch das Bestreben des Komponisten, das Neue und Geistige auf besonderen Auswegen zu suchen, wodurch das Orchester sowohl als der Zuhörer frappirt und choquirt wird, indem er überrascht werden soll; so ist der geringste Verstoß gegen Deutlichkeit und Sicherheit hinlänglich, den Strom des Gefühls aufzuhalten und die Wirkung zu verhindern.

Aus diesem Grunde giengen auch die Variationen für Klarinett und Klavier am freisten und leichtesten von statten.

P.r.

Editorial

Summary

Aufführungsbesprechung Schauspielhaus, Berlin: Konzert von Heinrich Joseph Baermann und Carl Maria von Weber am 15. März 1812, darin 2. Konzert für Klarinette von Carl Maria von Weber (WeV N.13). Bärmann als Solist.

Creation

Responsibilities

Übertragung
Fukerider, Andreas

Tradition

  • Text Source: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, Jg. 73, Nr. 33 (17. März 1812), pp. 6

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