Erwiderung der angegriffenen Dresdner Korrespondenten auf Webers Bemerkungen
Dresden. Am 13ten Januar wurde unser Theater von der italienischen Gesellschaft mit Rossini’s Inganno felice wieder eröffnet, von welcher Oper schon öfters die Rede gewesen ist.
Wir haben des Hrn. Kapellmeisters Carl Mar. von Weber Bemerkung über unsre, mit der genauesten Wahrheit und Unpartheylichkeit, so wie nach den Forderungen der Kunst geschriebenen Beurtheilungen, sowol der deutschen, als der italienischen Gesellschaft, gelesen und wollen sie in wenigen Zeilen beantworten.
Wir danken ihm für die Achtung, die er unsern, sowol theatralischen, als musikalischen Kenntnissen und Einsichten erzeigt, so wie wir unserer Seits die seinigen immer anerkannt haben.
Die Hauptsache ist, dass auswärtige Leser unserer Kritiken in den Stand gesetzt werden, zu beurtheilen, ob diese zum Vortheile der Kunst abgefasst sind, oder im Privatinteresse ihren Grund haben. Hier können wir nun den Hrn. Kapellmeister, so wie unsere Leser versichern, dass kein anderer Zweck, als Wahrheitsliebe und der Wunsch, der Kunst und den Künstlern nach unsern Kräften und Einsichten nützlich zu werden, unserer Urtheile dictiren. Das Recentions-Comptoir, wie er es zu nennen beliebt, antwortet, dass es von jeher in seinen Beurtheilungen sehr nachsichtig gewesen ist, wiewol es ein weites Feld gehabt hätte, auswärtigen Lesern Wahrheiten zu enthüllen, welche der unparteyische Blick jedes hiesigen Kenners und Künstlers auf der Stelle finden musste, und gefunden hat.
Ist etwa die Recension über Joconde und die Zauberflöte (in No. 48 vor. Jahrg.s) nicht aufrichtig und doch gemässigt? Hr. von Weber weiss dieses nur zu gut; denn man hätte dort ja noch so manches sagen können, was nicht gesagt worden ist. Wir erklären übrigens dem Hrn. von Weber mit aller ihm gebührenden Hochachtung, dass wir uns in unsern Urtheilen keine Gesetze vorschreiben lassen werden, und hoffen auch, es werde unter uns nicht zu Streitigkeiten kommen, welche die Leser nicht interessiren, da solche Auseinandersetzungen, die nur Individuen betreffen, andere nur belustigen können.
Wir ehren das angefangene Gebäude und werden es noch mehr ehren, wenn es den Grad der Vollkommenheit erreicht haben wird, zu welchem jetzt noch die guten Materialien fehlen. Apoll und Thalia können jedoch denjenigen keinen Ehrenplatz auf dem Parnass verstatten, denen die Weihe der Kunst fehlt.
Die CorrespondentenA. C. H.
Editorial
Summary
Antwort der Dresdner Korrespondenten auf Webers Bemerkungen in der AmZ; die Korrespondenten finden ihre Urteile und Rezensionen, die Weber angegriffen hatte, in Ordnung und wollen sich keine Vorschriften machen lassen
General Remark
steht in Zusammenhang mit Weberschriften
Creation
–
Responsibilities
- Übertragung
- Solveig Schreiter
Tradition
-
Text Source: ohne Überschrift, in: Allgemeine Musikalische Zeitung, Jg. 21, Nr. 6 (10. Februar 1819), col. 90–91