Aufführungsbesprechung Freiberg: “Der Freischütz” von Carl Maria von Weber am 21. August 1822 (Teil 2 von 2)

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Aus Freiberg.

(Beschluß.)

Herr Musik-Direktor Engelmann leitete mit einer Liebe und Präcision das Orchester, daß man sah, er sey in den Geist der Oper eingedrungen. – Nur hätten wir gewünscht, daß derselbe einige Tempo’s weniger rasch genommen hätte und namentlich bei dem Trinkliede des Caspar. Die Ouvertüre indeß wurde gut und, man sah, mit Liebe ausgeführt, welches auch das Publikum am Schlusse derselben durch lauten Beifall zu erkennen gab. Die Chöre wurden ohne Fehler gesungen, besonders das Spott-Chor im ersten Akte und das darauffolgende Terzett mit Chor.

Hr. Czabon (Max) sang recht wacker, würde uns aber noch mehr angesprochen haben, wenn er mehr Sanftheit in den Charakter gelegt hätte. Im Uebrigen führte er die Parthie recht brav durch.

Hr. Döring (Caspar) dessen Stimme wohl mehr Bariton als Baß ist, gab mit Liebe und sichtbarer Anstrengung seine Parthie. Fährt dieser junge Mann auf dem angefangenen Wege mit gleicher Liebe und gleichem Fleiße fort und verschmäht, wie heute, jede Uebertreibung, so wird aus ihm gewiß ein recht wackerer Künstler werden.

Dem. Eckner sang die Parthie der Agathe recht brav, besonders die Arie im zweiten Akte. Sie ärntete reichen Beifall und wurde am Schlusse gerufen. Bei dieser Gelegenheit können wir nicht umhin, die junge Künstlerin auf eine Angewohnheit aufmerksam zu machen, von der sie sich jedoch, bei nur einiger Aufmerksamkeit, sehr leicht entwöhnen kann. Es ist nämlich das stete Einknicken der Kniee, wenn sie ihre Stellung verändert, vorzüglich bei Steigerung des Affekts.

Annchen war in den Händen der Mad. Freimüller. – Wie wir gehört haben, hat letztere diese Parthie nur interimistisch übernommen, da die Sängerin für diese Rolle binnen kurzem erwartet wird. Mad. Freimüller leistete jedoch Alles, was in ihren Kräften stand und hatte sich auch des lauten Beifalles zu erfreuen.

Hr. Direktor Nitzschke, der den Erbförster gab, so wie alle übrige Personen, bemühten sich zum Gelingen des Ganzen beizutragen. – Besonders gut wurde der Jäger-Chor ausgeführt, so wie auch das Lied der Brautjungfern, wobei wir jedoch noch eine gute Altstimme recht gern gehört hätten.

Sämmtliche neue Dekorationen waren vom hiesigen Zeichnenmeister Hrn. Sieghardt und vorzüglich zu nennen. – Alles was Einrichtung des Theaters, des Maschinenwesens, so wie der Feuerwerke betraf, war vom Hrn. Dameck mit Geschmack, Umsicht und effekterregend arrangirt. Das zahlreich versammelte Publikum sprach seinen Beifall schon bei der Verwandlung zur Wolfsschlucht rauschend aus, welcher beim Schlusse des Aktes stürmisch erneuert wurde. Jeder ging befriedigt zu Hause und freuete sich auf die zwei nächstfolgenden Tage, wo die Wiederholung der Oper angekündigt war.

B-d.

Editorial

Summary

Kritik der Mitwirkenden an der Freiburger “Freischütz”-Aufführung

Creation

Responsibilities

Übertragung
Kühnau, Dana

Tradition

  • Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 6, Nr. 215 (7. September 1822), pp. 860

Text Constitution

  • “ärntete”sic!

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