Hinweise zu den Opern Jessonda und Euryanthe

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Aus Kassel. (Fortsetzung.)*

Am 23. November: Jessonda, von Spohr. [..., Sp. 384:]

Diese Oper wird nun bald auf allen deutschen Theatern gegeben werden: daß sie in Leipzig auf dem Repertoire, zeigten neulich öffentliche Blätter an*, in Frankfurt wird sie in der einen, Euryanthe in der anderen Meßwoche gegeben werden*. Die allgemeine leider alles überwiegende Theilnahme an der Oper in Deutschland zeigt sich recht deutlich wieder beim ersten Erscheinen dieser beiden Opern, alle Blätter sind angefüllt mit Berichten und Anpreisungen über beide Werke, nur daß die ersten Wiener Korrespondenten den Mund unendlich weiter als die Kasselschen zum unbedingtesten allgemeinsten Lobe der Komposition aufthun, die letzteren hingegen mehr von einer das Werk in seinen Theilen beschreibenden Auslegung zu erwarten scheinen. –

Dieses Ueberragen der Oper über den andern edleren Theil der dramatischen Kunst auf dem Theater wie in der Theilnahme des Publikums macht es fast zur Pflicht, die Gepriesenen unter diesen Werken recht genau darauf anzusehen: in wiefern ihnen denn ein hervorragender Platz wenigstens in ihrer Gattung gebühre – in wiefern sie der Idee und Ausführung nach überhaupt dem Standpunkte der Kultur ihrer Zeit entsprechen? Von allen bisherigen Berichten, die mir darüber zu Gesicht gekommen, hat mir das Argomento, wie das Weimarische Kunstblatt es gibt*, seiner Anlage nach am besten gefallen. Nur wer sich aus Pflicht oder inneren Antheils wegen lebhaft für den Gegenstand interessirt, wird es durchlesen mögen, ihm aber wird es die in solchen Dingen möglich deutlichste Anschauung des Ganzen wie des Verhältnisses der einzelnen Bestandtheile zu einander gewähren, und das sollte doch eigentlich Zweck solcher ersten Mittheilungen seyn. In der Kritik – die es im eigentlichen Sinne nicht zu beabsichtigen und zu der es auch nicht unbefangen genug scheint – ist es hin und wieder weniger stark. –

Der zwei oder drei, sehr fein- und scharfsinnig enthüllende, Andeutungen enthaltende Bericht in der musikalischen Zeitung* tadelt den Verfasser des Textes über nachlässige Versifikation. Darin stimme ich bei tadle aber den Tadler, daß er nicht weiter ging. Schlechte Verse sind der Uebel größtes nicht in einer solchen Oper. Darin trifft der Berichterstatter aus Wien (in der A. Zeit.) über die Euryanthe die wunde Stelle besser. – Empfindliche, undichterische Längen – Dunkelheit über den eigentlichen Mittelpunkt der Handlung – über Schürzung und Lösung des dramatischen Knotens, wie sie dem Dichter der Euryanthe vorgeworfen werden, sind weit größere Uebel.

(Der Beschl. folgt.)*

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler
Korrektur
Eveline Bartlitz

Tradition

  • Text Source: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 24, Nr. 47 (5. März 1824), col. 383–384

Text Constitution

  • “e”sic!

Commentary

  • “… Aus Kassel . (Fortsetzung.)”Beginn des Korrespondenzberichts in Nr. 46 (4. März), Sp. 376.
  • “… zeigten neulich öffentliche Blätter an”Leipziger Erstaufführung der Jessonda am 9. Februar 1824.
  • “… der anderen Meßwoche gegeben werden”Frankfurter Erstaufführung der Euryanthe am 8. März 1824, der Jessonda am 5. April 1824.
  • “… das Weimarische Kunstblatt es gibt”Journal für Literatur, Kunst, Luxus und Mode, Weimar, Jg. 38, Nr. 115 (Dezember 1823), S. 937–939: Euryanthe. Große romantische Oper in drei Aufzügen, von Helmine von Chezy. Wien, 1824. (ungezeichnet).
  • “… Bericht in der musikalischen Zeitung”Fraglich, ob der ausführliche Bericht in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat, Jg. 7, Nr. 88 (1. November 1823), Sp. 697–704, Nr. 89 (5. November 1823), Sp. 705–712, Nr. 90 (8. November 1823), Sp. 713–719, Nr. 91 (12. November 1823), Sp. 721–724 oder die kürzeren, kaum auf das Libretto eingehenden Aufführungsberichte in der Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung, Jg. 25, Nr. 47 (19. November 1823), Sp. 764f. und Nr. 52 (24. Dezember 1823), Sp. 861–865.
  • “… (Der Beschl. folgt.)”„Beschluß“ in Nr. 48 (6. März 1824), Sp. 391f., gezeichnet „**.“

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