Besprechung der Freischütz-Farce Samiel oder die Wunderpille
Samiel oder die Wunderpille. Farce mit Gesang und Tanz in 4 Akten und in Knittelversen. (Parodie des Freischützen.) Quedlinburg, Basse. 1824. 8.
Wenn am Schluß des Freischützen, der in dieser Posse parodirt werden soll, der Eremit unter andern singt:
so zeigt er deutlich genug auf den Punkt hin, wo in diesem vielbelobten und vielbeliebten Singspiele das parodische Element zu finden ist. Hier wird es klar und bestimmt ausgesprochen, daß die alte Sage auf einer Ungereimtheit beruhet, die so in die Augen springend ist, daß es keines weisen Eremiten bedürfte, um sie Jedem einleuchtend und so der ganzen Dichtung den Garaus zu machen. Der Stoff hat nur einen leichten Anstrich des Tragischen und eignet sich, soll er einmal dramatisch behandelt werden, wol zu einem Lustspiele, aber keinesweges zu einem rührenden Schauspiele. Der Teufel hatte alle Ursache, über die Albernheit der Menschen in’s Fäustchen zu lachen, die in einer Welt voll Trug und Versuchungen sich es angelegen sein lassen, die versuchenden Gelegenheiten noch zu vermehren und so dem bösen Geiste recht geflissentlich in die Hände zu arbeiten. Von diesem offen daliegenden parodischen Elemente hat der Verfasser dieser Posse nicht einmal eine Ahnung gehabt, und so ist ihm denn die Parodie, die er sich vorgenommen, in eine Travestie umgeschlagen, welche nur für die Menge, die sich nur an derbem Spaß und gemeinen Possen ergötzt, unterhaltend sein kann. Die Erfindung dieser Travestie ist überdies nicht glücklich; sie leidet an fühlbarem Zwange und unkünstlerischer Willkür. Nur hier und da ist der Ton nicht ganz gemein und dem Parodischen sich annähernd, wie z. B. in der zweiten Scene des zweiten Akts, wo Agathe Folgendes sich selber singt:
101.
Editorial
Creation
–
Responsibilities
- Übertragung
- Frank Ziegler
- Korrektur
- Eveline Bartlitz
Tradition
-
Text Source: Literarisches Conversations-Blatt für das Jahr 1824, Nr. 142 (21. Juni 1824), pp. 568