Besprechung der Erstaufführung der Euryanthe in Leipzig am 20. Mai 1825

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Korrespondenz und Notizen.

Aus Leipzig.

Demois. Sonntag hat mit allgemeinem, laut ausgesprochenem Beifalle ihre Gastrollen auf unserer Bühne fortgesetzt. Unter denselben befand sich auch die der Euryanthe, wobei wir Weber’s Tondichtung zum ersten Male hörten. Die Erwartung war nach dem, was man schon von dem Charakter und Gehalt derselben theils durch öffentliche Blätter, theils von denen, die sie früher gehört hatten, wußte, außerordentlich gespannt, und die Versammlung der Hörer ungemein zahlreich. Die Ouvertüre, welche den Inhalt der Oper allerdings auf eine geistreiche Weise darstellt und ankündigt, wurde mit Enthusiasmus aufgenommen, und man erkannte, daß das Publikum sehr empfänglich für die Eindrücke sey, welche der Tondichter hervorbringen würde. Da der Inhalt des Gedichtes bekannt ist, wollen wir ihn hier nicht wiederholen, allein das scheint nicht bezweifelt werden zu können, daß ein solcher TextT eines Meisters, wie Weber, nicht ganz würdig ist, und zum Theil gewiß die Schuld trägt, daß die Oper, wenn sie auch im Ganzen, so wie in den einzelnen Theilen, mit entschiedenem Beifall aufgenommen wurde, doch nicht die tief ergreifende Wirkung auf das Gemüth hervorbrachte, die man von dem Komponisten des Freischützen und der Musik zu Preciosa hätte erwarten sollen. Dazu kommt, daß der sonst nur nach Wahrheit, Tiefe und Kraft in der Darstellung dessen, was die Tonkunst der Empfindung darzubieten hat, strebende Künstler hier wohl zu sehr dem nachgegangen ist, was man Effekt nennt, ja daß er zum Theil das Künstliche mit dem Erkünstelten, das Sonderbare mit dem Originellen, das Pikante mit dem Ergreifenden verwechselt hat. Indessen werden Einzelheiten, wie der treffliche Jägerchor, der auch da capo verlangt wurde, und andere klar und plastisch, möchten wir sagen, durchgeführte Melodien nie ihres Eindrucks verfehlen. Demois. Sonntag trug die schwierige Partie der Euryanthe sehr brav vor, und ihre reine, wohlklingende Stimme ließ das Gefühlvolle, Innige ihrer Rolle wirksam hervortreten. Auch zeigte ihr Spiel innere Belebung. Madame Fink als Eglantine sang mit Ausdruck und Kunst. Hr. Höfler als Adolar, Hr. Köckert als Lysiart, machten sich des Beifalls werth, der ihnen zu Theil ward. Dem. Sonntag dankte, als sie gerufen ward, mit Bescheidenheit und ausgesprochener Achtung gegen den großen Meister der Töne.

[…]

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler
Korrektur
Eveline Bartlitz

Tradition

  • Text Source: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 25, Nr. 104 (31. Mai 1825), col. 831–832

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