Bericht über die zweite Berliner Aufführung der Euryanthe am 28. Dezember 1825

Back

Show markers in text

Korrespondenz und Notizen.

Aus Berlin, den 29. December 1825.

In Bezug auf mein Schreiben vom 24sten dies. melde ich Ihnen, daß Maria von Weber uns gestern, bei der zweiten Aufführung der Euryanthe, ein doppeltes Fest bereitete, indem er seine herrliche Oper noch einmal selbst leitete. Das Haus war wieder überfüllt, und der Beifall, wenn gleich nicht ganz so enthusiastisch, als bei der ersten Vorstellung, doch allgemein und lebhaft. Fast sämmtliche Musikstücke wurden wieder applaudirt, der Jäger-Chor da Capo verlangt, und beide Male vorzüglich gut vorgetragen. Mad. Seidler sang die erste Cavatine mit mehr Sicherheit und Kraft, als das vorige Mal, wordurch selbige auch einen angenehmeren Eindruck machte. Der Vortrag der zweiten Cavatine im dritten Akt war vollendet zu nennen, und machte den tiefsten Eindruck, der sich nicht durch lärmenden Beifall, sondern durch eine allgemeine, tiefe Stille zu erkennen gab. Madame Seidler hat überhaupt in dieser Partie alle Erwartungen übertroffen und Außerordentliches geleistet. Auch Mad. Schulz, und die Herren Bader und Blume trugen ihre Partien trefflich vor, nur müssen wir bedauern, daß Hrn. Blume’s Stimme jetzt schon viel zu wünschen übrig läßt, und daß Mad. Schulz im Eifer ihre Stimme mitunter zu sehr erhebt. Nach dem Schluß der Oper wurde Weber wieder mit dem lebhaftesten Beifall herausgerufen, und erschien in der Mitte der beiden Sängerinnen. Die wiederholte ehrenvolle Aufnahme der Oper, so wie das allgemein günstige Urtheil des Publikums über dieselbe, beweisen, wie sehr deren hoher Werth hier anerkannt wird, und wenn diese Oper wahrscheinlicher Weise auch nicht so oft wiederholt werden dürfte, als der Freischütz, so wird sich doch die Theilnahme des gebildeten Publikums für diese herrliche, tiefe und kraftvolle Musik lange lebhaft erhalten. Unser Orchester verdient noch eine ehrenvolle Erwähnung, indem die Ausführung dieser Oper wirkliche vollendet war, und alle Mitglieder desselben ihre Liebe und Verehrung für den großen Meister lebendig zu erkennen gaben. Diese innige Theilnahme, welche sich auch im Publikum fast allgemein ausgesprochen hat, bewährte sich auch besonders nach der ersten Vorstellung, wo mehrere Freunde des Komponisten ein freundschaftliches Souper bei dem Hoftraiteur Jagor veranstaltet hatten, an welchem auch der Graf Brühl Theil nahm. Dort wurde dem Meister vom Opern-Chor ein Gedicht* und ein Lorbeerkranz überreicht, aus seinen Opern die vorzüglichsten Sachen vorgetragen, und von den Anwesenden auf sein Wohl freudig angestoßen.

Möge der verehrte Meister wohlbehalten heimkehren, und eine baldige, völlige Wiederherstellung seiner angegriffenen Gesundheit finden, damit er seine neueste Oper: „Oberon,“ bald vollende, und nachdem er an der Seine und an der Themse den Beifall fremder Nationen eingeerntet, kräftig und lebensfroh zu uns zurückkehre, um uns durch neue Schöpfungen seines außerordentlichen musikalischen Genies neue Freuden und Genüsse zu bereiten. – S. –

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler
Korrektur
Eveline Bartlitz

Tradition

  • Text Source: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 26, Nr. 7 (10. Januar 1826), col. 55

    Commentary

    • “… Meister vom Opern-Chor ein Gedicht”Laut Tagebuch stammte das Gedicht vom Souffleur Lange.

      XML

      If you've spotted some error or inaccurateness please do not hesitate to inform us via bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.