Bericht über die Weimarer Aufführung der Euryanthe am 18. Februar 1826

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Korrespondenz und Notizen.

Aus Weimar, den 18. Febr*.

Mit erhöhter Erwartung wallten heute die Freunde der Tonkunst in das Opernhaus, denn Euryanthe, von Weber, war angekündigt, und im Publiko hatte sich die Meinung ¦ verbreitet, der Komponist werde selbt dirigiren. Weber kam zwar nicht*, aber er würde gewiß mit dieser Darstellung seines Meisterwerks höchst zufrieden gewesen seyn. – So viel auch schon über diese Oper gesprochen worden ist – Hr. Pr. z. B. nennt sie ein Melodienchaos – darin sind wohl alle Kenner einverstanden, daß Euryanthe nicht reicher an Melodie als an Schwierigkeiten ist, und daß mithin nur durch den größten Fleiß aller Mitwirkenden, und das genaueste Ineinandergreifen aller Theile ein Ganzes hervortreten könne, wie es dem Meister vorschwebte.

Aber auch bei der gelungensten Vorstellung wird Euryanthe nie den allgemeinen Beifall finden, als der infernalische Freischütz. – Sie ist nur für Musiker geschrieben. – Wenden wir uns zu der heutigen Vorstellung, so ward sie durch glänzendes Kostüm, Ballet und Dekorationenpracht wahrhaft brillant, und der rege Kunsteifer, mit welchem jedes Individuum seinen Platz würdig auszufüllen strebte, verdiente ganz die ihm ertheilte Würdigung.

Euryanthe, Fräul. Schmidt, war im Spiel besser, als vorher, dagegen klang ihre Stimme – wenigstens neben Eglantine – etwas schwächer, was freilich nach vielen Proben bei dieser Oper und in dieser Rolle nicht zu wundern ist. Uebrigens wird Fräul. Schmidt bei fortgesetztem Studium bald unserer Bühne unentbehrlich werden.

Frau Eberwein, Eglantine, eine vollendete Sängerin, welche mit vielen Geschmack ein gutes Spiel und richtige Deklamation vereint, und die Achtung aller Vernünftigen genießt, bedarf keiner neuen Lobeserhebungen. Ihr tiefes Studium und gefühlvoller Vortrag erhebt sie über die meisten welschen oder deutschen Primadonnen. So gab sie auch die schwierige und undankbare Partie der Eglantine ganz im Geiste der Dichtung und Komposition mit Glück und ungetheiltem Beifall. Ja, ihr Duett mit Euryanthe, ihre Cavatine und das große Duett mit Lysiart zeigten Frau Eberwein in ihrer Glorie, in ihrer Schöne, und zwangen selbst das sonst ziemlich laue Parterre zu lauter Bewunderung.

Allerdings wurde sie dabei vom Hrn. Oberdirektor Stromeier, Lysiart, kräftig unterstützt, welcher, seiner Rolle treu, in Ton- und Kleiderpracht Alles überstrahlte. Groß war er in seiner Arie und dem darauf folgenden Duett mit Eglantine. –

Hr. Moltke, Adolar, trug das süße Lied: „unter blüh’n den Mandelbäumen &c.[] recht innig vor, und gab überhaupt seine Partie mit vieler Wärme.

So wurden auch die übrigen Rollen brav gegeben; nur war die erste Nacht zu hell und der erste Ritterchor zu schwach.

Philalethes.

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler
Korrektur
Eveline Bartlitz

Tradition

  • Text Source: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 26, Nr. 45 (4. März 1826), col. 366–367

Text Constitution

  • “vielen”sic!

Commentary

  • “… Weimar , den 18. Febr”Vierte Vorstellung des Werks in Weimar; vorhergehende Aufführungen: 23. und 26. Juni sowie 21. August 1824.
  • “… dirigiren. Weber kam zwar nicht”Weber passierte Weimar auf der Durchreise von Dresden nach London über Paris am 17. Februar 1826 ohne Zwischenhalt; vgl. den Brief an seine Frau vom 17. Februar 1826.

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