Weber-Anekdoten

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Weberiana.

1.

Carl Maria von Weber war in London bei’m reichen Musikalienhändler N. N. zum Mittagessen eingeladen. Mit Staunen wanderte der Künstler durch die prachtvollen Zimmer und Säle. „Hm!“ sagte er ganz laut vor sich hin, „es ist doch besser, mit Musik handeln, als Musik schreiben!“

2.

Große Reichthümer, wie man sie in London erwerben kann, scheint Weber daselbst nicht gesammelt zu haben. Ein englisches Blatt schlägt seinen Gewinn auf ungefähr 1000 Pfund an; wovon 500 für den Oberon, das Uebrige für Proben, Musikaufführung, kleine musikalische Zirkel in großen Häusern gerechnet sind. (Die große Sängerin Pasta gewann im Verhältniß weit mehr.)

3.

Die Engländer rechnen es Weber besonders zum Verdienst an, daß er bei seinen Kompositionen streng den ¦ Text vor Augen hatte; daß bei ihm die Musik eine Zwillingsschwester der Dichtkunst wurde. In einem Gesangstücke des Oberons brachte die Sängerin Miß Paton nie die beabsichtigte Wirkung hervor. Sie fühlte es selbst und klagte darüber. „Es geht sehr natürlich zu,“ rief Weber, „Sie haben den Text nicht im Kopfe!“

4.

Webers Geschmack und feines Gefühl zeigte sich unter andern in London bei der Aufführung einer Hymne an die Gottheit. Einige Stimmen übersahen hier das Piano. „St! St!“ rief ihnen der Meister zu – „würden Sie denn so laut reden, wenn der liebe Gott hier wäre?“*

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler
Korrektur
Eveline Bartlitz

Tradition

  • Text Source: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 26, Nr. 133 (11. Juli 1826), col. 1069–1070

    Commentary

    • “… der liebe Gott hier wäre?“”Die letzte Anekdote wird in einem anderen Bericht mit der Darbietung der Mozartschen Hymne an die Gottheit unter Webers Leitung am 1. Juli 1824 in Quedlinburg in Verbindung gebracht.

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