Aufführungsbesprechung Wiesbaden: “Oberon” von Carl Maria von Weber am 26. Juli 1829
Theater-Korrespondenz.
Wiesbaden, im August.[…]
Ueberhaupt gereicht es mir zum wahren Vergnügen, schon jetzt die Mainzer Kunstfreunde aufmerksam machen zu können, welche hohe Genüsse uns im Schau- und Lustspiel bevorstehen. Von der Oper kann ich jetzt noch nicht ein Gleiches sagen, da solche noch unvollständig und mehrere Hauptfächer noch unbesetzt sind. Doch sah ich auch einige sehr gelungene, besonders Weber’s Schwanengesang. Oberon wurde am 26. Juli hier zum Erstenmale gegeben. Weber’s Tonschöpfung ist ein unergründliches Werk, unerforschlich und ewig reich an Schönheiten; ich wage deßhalb kein anderes Urtheil über den Werth der Musik auszusprechen, als daß derjenige immer mehr und mehr noch wird befriedigt werden, je öfter er dieselbe hört. So schwierig nun die Aufführung dieser Oper ist, desto mehr Lob und Anerkennung verdient die Direktion, prachtvoll gewählt waren Dekorationen, Kostüme und Gruppirungen; vor Allem gebührt aber dem Orchester, under der Leitung des wackeren Herrn Kapellmeister Ganz, eine rühmliche Erwähnung. Es leistete unglaublich viel; die Ouvertüre, welche mit viel Präcision und Feuer vorgetragen wurde, wurde rauschend aplaudirt. Herr Knaust, vom Stadttheater zu Bremen, sang den Hüon mit großem Beifall. Herr Knaust besitzt bei einem sehr gewandten Spiel, eine schöne, jugendliche, metallreiche Stimme, welche besonders für tragischen Gesang geeignet ist; für italienische Opern geht es ihm an Höhe ab. Herr Haake wird wohl thun, diesen Sänger für unsere Bühne zu gewinnen. Dem. Stehle sang die Rezia mit Kunst und Fleiß, im Spiel aber griff sie wirklich störend in das Ganze; Frau v. Garczynska genügte als Fatime; Herr Benesch, dessen Stimme für den Oberon zwar etwas schwach ist, sang aber wie immer recht brav und mit vielem Geschmack. Herr Schäffer, welcher den Scherasmin sang, hat eine schöne klangvolle Stimme von bedeutendem Umfange, welche aber noch nicht gehörig gebildet ist; sein Spiel war unbedeutend. Die Chöre, zwar etwas schwach, griffen aber im Ganzen recht gelungen würdig ein. Die Aufführung der Oper, welche im Ganzen recht gelungen war, hätte von Seiten des Publikums eine bessere Aufnahme verdient; sie wurde mit aufgehobenem Abonnement gegeben und war sehr zahlreich besucht. […]
Editorial
Creation
–
Responsibilities
- Übertragung
- Schreiter, Solveig
Tradition
-
Text Source: Didaskalia oder Blätter für Geist, Gemüth und Publizität, Jg. 7, Nr. 224 (12. August 1829)