Bericht über die zusätzliche Szene im Freyschütz bei den Aufführungen im Drury-Lane Theater, London den 23. November 1824

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Eine ernsthafte Unpäßlichkeit hat mich bis heute verhindert, diese Einsendung zu vollenden, und ich fürchte daher, daß die wenigen Neuigkeiten, die ich Ihnen mitzutheilen habe, als alte erscheinen werden. Ich bitte Sie dieses meinen Lesern mitzutheilen, damit mein Freund in dem Conversationsblatte der Mühe überhoben werde, solches zu thun. Das erste also ist über den Freyschütz, wie man ihn in Drury-Lane gibt. Man verkündigte, daß der Dialog gänzlich verändert worden wäre, welches aber nicht wahr ist. Die Hauptveränderung im Stücke ist die Einschaltung einer Scene, wovon die Idee aus Faust geborgt ist. Der Förster nämlich erkennt an Kaspars Gesicht, daß er während des Sturmes der vergangenen Nacht Verkehr mit Samiel gehabt. Er wirft’s ihm vor, und Kaspar antwortet trotzig. Jetzt kniet der Alte vor ihm nieder, erinnert ihn an alles Gute, daß er ihm seit vierzehn Jahren erwiesen, und ermahnt ihn zur Rückkehr. In diesem Augenblick vernimmt man aus der Ferne Orgelklang und Kirchengesang, eine Flügelthüre wird geöffnet, und eine Kirche, aus der die Töne zu kommen scheinen, wird sichtbar. Kaspar wird gerührt, er bekennt halb und halb sein Verbrechen, und will’s versuchen zu beten. Aber da erscheint Samiel ganz vorn auf der der Bühne (den Uebrigen unsichtbar) und erklärt ihm, daß für einen, der so weit, wie er gegangen, Reue und Buße unmöglich wären. Satan verschwindet, der Alte fängt wieder zu flehen an, die heilige Musik erklingt auf’s Neue – von ihren mächtigen Klängen angezogen, wankt Kaspar auf die Kirche zu; aber an der Thüre tritt ihm der Teufel wieder entgegen, er stürzt ohnmächtig nieder und der Vorhang fällt. Dieser Auftritt ist ergreifend und hebt den Freyschützen in unserer Theilnahme, sein Schicksal bleibt uns, wie im Original, nicht länger gleichgültig. Dadurch aber verliert Max (hier Adolph genannt) nur noch mehr, ja er sinkt zu einem verächtlichen Geschöpf, das wir (wäre es nicht aus Mittleid für die Geliebte) eben so gern dem Teufel gönnen würden als Kaspar. Denn dieser hat beym Probeschuß alle seine Verstocktheit wieder erlangt, und um die Braut desto gewisser zu verderben, läßt er sich von Adolph alle die gewöhnlichen Kugeln geben, die er bey sich hat, und denkt ihm nur die fatale siebente gelassen zu haben. Aus Versehen aber hat er selbst diese erhalten, und indem er auf die Scheibe abdrückt, erschießt er sich selbst. Und somit ruhe der Freyschütz im Frieden! – Ich habe Ihnen noch ein Zweytes und Drittes mittheilen wollen, aber es fehlt mir leider an Raum. Eins müssen sie indessen noch erfahren. Wir werden kürzlich eine Präciosa auf die Bühne bekommen, für welche die Musik aus Webers Präciosa und Euryanthe zusammengestoppelt ist. Das Machwerk ist aus der Feder des Hern. Logans, und ich hoffe um seinetwillen, es möge gut ausfallen.

Editorial

Summary

Zusätzliche Szene im Freischütz bei den Aufführungen im Drury-Lane Theater 1824

Creation

Responsibilities

Übertragung
Jakob, Charlene

Tradition

  • Text Source: Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 18, Nr. 297 (11. Dezember 1824), pp. 1188

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