Auszug eines Briefes über die Oper Eurianthe

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Briefe über Musik.
Auszug eines Briefes über die Oper: Eurianthe.

Ueber das Gedicht der OperT streng zu urtheilen und seine Schwächen zu kritisiren, verbietet mir die einem Frauenzimmer schuldige Urbanität. Vielleicht ist es auch nur ein subjektiver Fehler, daß z. B. die Zuschauer den Inhalt wegen Mangel einer klaren Exposition nicht verstanden und in vielen Versen keinen Sinn gefunden haben. – Die Musik ist, nach dem Urtheil unserer Kenner, im Ganzen schön, theilweise auch neu und originell. Nur ist – freilich in der Manier der leider jetzt herrschenden Schule – die Harmonie zu oft von Melodie entblößt, und Vieles allzugekünstelt und überladen, so daß nicht der Gesang, sondern die Begleitung dominirt. Die Ouverture kündiget sich mit vielem Feuer und Erhabenheit an, erhält sich aber in der Folge nicht ganz darin. Sie hat keinen geregelten Plan, und der sanfte Mittelsatz scheint zu lang, auch das darauf folgende kanonisch-gearbeitete Allegro nicht an seinem Platze zu seyn. Unter den Gesangstücken haben die Duette zwischen Eurianth’ (poetische Lizenz) und Eglantine im ersten Acte und zwischen Eurianthe und Adolar im zweiten Acte am meisten gefallen, weil sie melodisch und gemüthlich sind, ein Beweis, daß diese Eigenschaft mehr als alle Künstlichkeit werth ist. Auch das Duett zwischen Eglantine und Lysiart erhielt ausgezeichneten Beifall, die Cavatine des Adolar nicht zu vergessen, welche in chronologischer Ordnung früher hätte genannt werden sollen. Das Uebrige hat zwar auch, aber nicht in gleichem Grade, angesprochen, wird jedoch vielleicht nach mehrmaligem Hören faßlicher werden, und dadurch mehr Beifall erhalten. Der dritte | Act, – sey es nun, daß der Componist erschöpft oder das Publikum ermüdet gewesen – hat schwächer als die ersten geschienen. In technischer Hinsicht ist die Musik dieser Oper zum größten Theile äußerst schwer für die Saiten-Instrumente gesetzt, so daß unser gewiß sehr braves Orchester die größte Anstrengung nöthig hatte, um sie würdig auszuführen. Eine mikrologische Bemerkung ist, daß der Componist die Bratschen sehr vorzüglich und originell behandelt hat, welches eine ungewöhnlich gute Wirkung thut. Von der Ausführung durch die singenden Personen kann man nicht anders, als mit vielem Lobe reden u. s. w.

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Ziegler, Frank

Tradition

  • Text Source: Allgemeiner musikalischer Anzeiger, Jg. 1, Nr. 19 (4. November 1826), pp. 151f.

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