Aufführungsbesprechung München: “Oberon” von Carl Maria von Weber am 29. März 1829 (Teil 1 von 2)

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Theater-Korrespondenz.

Oberon, das letzte Meisterwerk des unsterblichen deutschen Amphion: Carl Maria von Weber, ist nun endlich auch auf unsrer Bühne zur Aufführung gekommen. Und wer sich etwa darüber aufhalten wollte, daß ein so großes Hoftheater, welches sich bei jeder Gelegenheit selbstgefällig und vornehm zu den Ersten zählt, diesmal zufälligerweise das letzte wurde, das seinem Publikum diese längst erwartete Neuigkeit darbot, dem rufen wir das bekannte: „Besser spät als niemals“ zurechtweisend zu. Lieber wär es uns freilich, wenn wir mit der Antwort dienen könnten: Das Beste kommt zuletzt, oder, wer zuletzt lacht, lacht am besten – aber leider läßt unser wahrheitsliebendes Gewissen, das nicht mit einem Freibillet zu beschwichtigen ist, selbst wenn die supperlative Form: ohne Ausnahme aufgehoben auf dem Zettel die Rezensenten ausschließt, diese bessere Entgegnung nicht zu. An Ort und Stelle mag eine solche Nothlüge hingehen; das Publikum kann nicht getäuscht werden. Es glaubt seinen eignen Augen und Ohren, und läßt sich nicht durch die Localkritik irren, deren zweideutiger Charakter ihm zu bekannt ist. Allein dem Auslande ist man Wahrheit schuldig. Und diese erlaubt zu unserm Bedauern kein anderes Urtheil über die Aufführung des genannten Werkes, als daß sie, mit Ausnahme des trefflichen Orchesters, in artistischer Beziehung manches, und in materieller vieles zu wünschen übrig ließ, welches von Seiten der anwesenden Fremden besonders befunden wurde, die der Darstellung des Oberon in Berlin, Dresden, Hannover &c. beiwohnten. In erster Hinsicht war es zunächst die verkehrte Besetzung der beiden Damen-Rollen: Rezia und Fatime, welche allgemein auffiel und ungünstig für die Sache wirkte. Mad. Siegel-Vespermann, eine treffliche Gesangskünsterlin im leichten, tänzelnden Musikgenre, wo Verzierung und gefällige ¦ Manieren den Mangel eines vollen, runden und kräftigen Brusttones ersetzen, während Dem. Schechner mit ihrer herrlichen, in ganz Deutschland bewunderten Glockenstimme, deren Allgewalt und mächtige Fülle die stärkste Instrumentirung und Chorbegleitung übertönend beherrscht, die freundliche Liederparthie der Fatime zugetheilt war. Wiewohl diese nun dadurch zum höchsten Glanze erhoben wurde, und das Publikum den kleinen Gesangsnummern derselben den größten und stürmischsten Beifall begeistert zuwendete, so war doch nichts destoweniger die Intention des Compositeurs und die Hauptrolle dadurch im Vortheile, welche in dem Maaße verdunkelt erschien, als jene zum Lichtpunkte ward. Nebstdem aber war es augenfällig, wie Mad. S. V. der colossalen Aufgaben, bei aller erdenklichen und preiswürdigen Anstrengung erlag; und wie dieselbe hingegen so ganz und gar für die außerordentlichen Kräfte der Schechner geschaffen, in ihrer gänzlichen Wirkung hervorgetreten seyn müßte. Wir werden dieses Urtheil später bestätigt sehen, wenn Dem Sch. hier oder auswärts als Rezia Triumpfe feiert. (Beschluß folgt.)

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Schreiter, Solveig

Tradition

  • Text Source: Didaskalia oder Blätter für Geist, Gemüth und Publizität, Jg. 7, Nr. 106 (16. April 1829)

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