Aufführungsbesprechung in Darmstadt (Hofoper): Euryanthe von Carl Maria von Weber am 27. November 1825

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Theaterkorrespondenz.

(Von einem andern Correspondenten.)

Den 27. Nov. Euryanthe, große romantische Oper in 3 Aufzügen, von Maria von Weber.

Diese äusserst schwierige Oper für Gesang und Orchester wurde hier mit großem Triumphe exekutirt, dessen dieses Werk an andern Orten sich nicht ganz schmeicheln konnte; die Ursache davon liegt vielleicht in der allzugenau beobachtenden Präcision, welche diese Musik erfordert, um einigermaaßen Klarheit darüber zu erhalten: denn das Ganze ist mehr eine tief gedachte Phantasie, als eine Opernmusik, weil der Gesang zu sehr ausser Acht gelassen ist. Wir wollen uns hier auf keine weitere Zergliederung des ästhetischen Theiles einlassen,  ¦ indem diese Oper längst vor dem kritischen Richterstuhl gewürdigt worden ist. Ich begnüge mich also, Ihnen über die Darstellung Folgendes mitzutheilen:

Euryanthe wurde durch Fräulein Madler sehr brav gegeben. Ihre herrliche Stimme, welche sich seit einiger Zeit in der Gleichheit der Mitteltöne sehr verbessert hat, wurde allgemein bewundert. Die Arie im ersten Akt (Glöcklein im Thale) sang sie mit Gefühl und Zartheit. Im dritten Akt zeigte sie ihre ganze Stärke, denn ihre Zauberstimme drang mit Macht durch das ganze stark besetzte Orchester und Chor. Rauschender Beifall wurde dieser Künstlerin zu Theil.

Eglantine, Frau Krüger. Eine angenehme Erscheinung nach langer Zeit. Schon oft habe ich das Verdienst dieser Sängerin gewürdigt. Eine der durchdachtesten Rollen war die heutige. Trefflicher, kunstreicher Gesang war mit schönem Spiel vereinigt. Das Duett im ersten Akte mit Eryanthen war ein Meisterstück: es war ein Ton und eine Seele.

Adolar, Herr Hähnle, gab sich sehr viel Mühe, und nicht ohne Erfolg. Sanft und angenehm trug dieser Sänger die Cavatine im ersten Akt (unter blühenden Mandelbäumen) vor.

Lisyart, Herr Delcher, leistete mit seiner kräftigen und sonoren Baßstimme Rühmliches. Sein Spiel war tief gedacht, der Kampf empörter Leidenschaften wurde in jeder Scene durch physische Kraft und Ausdauer von diesem wackern Sänger brav dargestellt. Das Recitativ und die Arie im zweiten Akt kann man von keinem Sänger besser hören, so wie das gleich darauf folgende Duett mit Eglantinen. Mit schrecklicher Wahrheit wetteiferten hier Beide in der Verschwörungsscene; ja schaudervoll und ergreifend war von solchen Stimmen der Racheschwur. Herr Delcher ist einer der ersten Bassisten Deutschlands, und dürfte, wenn er eine Kunstreise unternehmen würde, auf allen Theatern mit Freude aufgenommen werden.

König Ludwig wurde von Herrn Neukäufler recht brav gegeben.

Die Chöre waren stark besetzt, und mit aller Genauigkeit einstudirt; besonders ist sehr zu loben, daß man jedes Wort verstanden hat.

Das Orchester, unter der trefflichen Leitung des Herrn Kapellmeister Mangold, hat sich meisterhaft gezeigt; alle Schwierigkeiten, die oft nicht sehr für die Instrumente geeignet sind, hat es überwunden, besonders die Ouvertüre, welche eine sehr undankbare Composition ist, und so blieb nichts zu wünschen übrig. Für das Jäger-Chor war es Schade, daß das Echo nicht auf dem Theater angebracht wurde. Die Scenerie war bei dem Hochzeitsmarsch sehr schön, und von großem Effekt, aber der Composition des Marsches kann ich keinen Geschmack abgewinnen: er ist ein wahres Chaos von lauter Dissonanzen. Die Oper hat durch die Regie des Herrn Grüner bedeutend gewonnen. Die Dekorationen waren prächtig, besonders im dritten Akt. | Die Garderobe war nicht ganz dem alten französischen Costüme getreu, aber sonst sehr gut.

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Bandur, Markus

Tradition

  • Text Source: Didaskalia oder Blätter für Geist, Gemüth und Publizität, Nr. 336 (2. Dezember 1825), pp. 2f.

Text Constitution

  • Lisyartsic!

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