Aufführungsbesprechung Berlin: “Preciosa” von Carl Maria von Weber am 26. März 1821

Back

Show markers in text

Theater

Montag den 26sten März: Preciosa, Schauspiel mit Gesang und Tanz in 4 Abtheilungen von P. A. Wolff. Musik von Carl Maria von Weber. Ballets vom Königl. Balletmeister Telle.

Mögen andere immerhin rügen, daß Preciosa Pretiosa hätte geschrieben werden sollen – die Leute denken, es muß immer und ewig nur lateinisch seyn. – Daß das Ding mehr pretiös als werthvoll sey, jeweilig Verse hinken, Reime versagen, Ref. enthält darüber sich alles Urtheils, denn einmal ist nicht das, sondern die Musik nur, überhaupt aber das Streiten nicht seine Sache, und wäre es selbst nur gegen Waffen die die Unwissenheit führt; unglücklicher Eifer zu protegiren. (Vergleiche den Artikel „Musik“ in den Beilagen zu No. 31. und 32. dieser Zeitung und einen in No. 30. der Spenerschen.)

Ref. hörte schon oft fragen: Was ist denn nun eigentlich Schönes an Göthe’s Zigeunerlied &c. &c. und das hat ihn weder befremdet, noch unangenehm gereizt, blieb der Frager | nur immer Frager; begann er aber darauf hin zu meinen, zu behaupten: ’s ist nichts d’ran &c. dann – So ist denn auch schon hin und wieder über Webers Musik zu Preciosa gefragt, gezweifelt, dagegen behauptet worden, und das ist nicht gut; denn wer nur fragen und zweifeln kann, muß nicht behaupten wollen, oder er trift das rechte – u. öfter noch, gar nicht; denn die in Rede stehende Musik C. M. v. Webers ist ganz ihres Meisters werth, sinnigschön und wahr. Wer möchte beides wohl der Ouverture oder dem ersten Zigeunerchor absagen? oder der Orchester-Begleitung zu Preciosa’s ergreifenden Worten, die das bange Zittern des ahnenden Herzens, die Kraft mehr als männlichen Entschlusses mit den lebendigsten Farben malt, ohne daß darum einseitig nur dieser Kunst gefröhnt worden? – Nur eins ist hinsichtlich der musikalischen Darstellung zu wünschen: daß Mad. Stich nicht so in geringem Grade Sängerin seyn möchte, als sie in hohem Grade recitirende Schauspielerin ist; doch das liegt im Stücke: das Tragödie, große Oper, Sing-, Schau- und Lustspiel zugleich sein will.

Das Haus war auch heute gedrängt voll, der Beifall lebhaft; Mad. Stich wurde hervorgerufen. Dlle. Lemiere und Hr. Hoguet tanzten ein Pas de deux mit gewohnter Meisterschaft.

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Amiryan-Stein, Aida

Tradition

  • Text Source: Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen, Nr. 38 (29. März 1821)

        XML

        If you've spotted some error or inaccurateness please do not hesitate to inform us via bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.