Aufführungsbesprechung Wien, Kärntnertortheater: 15. November 1823, Große Musikalische Akademie (mit Webers Konzertstück)

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Akademie.

(K. K. Hoftheater nächst dem Kärthnerthor.)

Große musikalische Akademie, am St. Leopoldstage, den 15. November, zum Vortheile der öffentlichen Wohlthätigkeitsanstalten.

[…]

Nro. 3. Concertstück für das Pianoforte, mit Begleitung des Orchesters, componirt von Carl Maria von Weber, königl. sächsischen Hofcapellmeister, vorgetragen von Hrn. F. Staufer. Die gute Schule, welche dieser wackere Fortepianospieler bey unserm unvergeßlichen Hummel genossen, zeigte sich gleich anfangs, denn die Präcision, Deutlichkeit, Kraft und doch immer die gemäßigte, wurden in seinem Vortrage bemerkbar. Ein Clavierspieler, der in schwierigen Stellen, in schnelllaufenden Passagen immer dem Dämpfer sein Recht läßt und sich nicht durch Aufhebung des Pedals hilft, der ist mit Recht unter die Meister zu zählen, denn die meisten, welche ein brillantes Spiel zu haben glauben, pflegen ihre verfehlten oder ausgelassenen Töne durch Aufhebung der Dämpfer zu verdecken. Webers Concert ist in einem etwas düstern Tone gehalten und wird deßhalb, obgleich aus der Feder eines Meisters geflossen, nie so allgemein ansprechen, als eine mit mehr graziösen, anmuthigen Ideen durchwebte Composition. Hr. ¦ Staufer wurde durch ehrenden lauten Beyfall vom Publicum belohnt und auch nach seinem Abgange wieder hervorgerufen.

[…]

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– In demselben Theater trat vor Kurzem* Hr. Rauscher als Max im Freyschützen auf. Da die Ausführung dieser von ihm noch nie gegebenen Rolle ihm erst am Morgen der Aufführung übertragen, und keine Orchesterprobe gehalten wurde, so muß die Leistung des jungen Mannes, der mit einer so großen Parthie eigentlich zum ersten Mahl bedeutend hervortritt, ehrend erwähnt werden. Er führte seine Singparthie mit Fleiß obwohl etwas befangen durch, und zeigte in einzelnen Nuancen, daß er seinen Charakter recht gut studiert habe.

¦

Hr. Rauscher wird gewiß, wenn er mit seinem Ensemble sich in ein vorbereitendes Einverständniß bey einer großen Probe zu setzen im Stande ist, diese Parthie genügend geben. Auch sein Spiel war anständig und bisweilen zeigte sich seine Darstellungsgabe recht deutlich. Wir wünschen ihm öftere Gelegenheit sich zu versuchen.*

[ungezeichnet]

Editorial

Summary

Besprechung der Großen Musikalischen Akademie am 15. November 1823 in Wien im Kärntnertortheater, mit Webers Konzertstück (WeV N.17) und Erwähnung des Debüts von Jakob Rauscher als Max am 5. November 1823

Creation

Tradition

  • Text Source: Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt, Jg. 7, Nr. 140 (22. November 1823), pp. 559–560

    Commentary

    • “… demselben Theater trat vor Kurzem”Die Aufführung fand am 5. November 1823 statt.
    • “… öftere Gelegenheit sich zu versuchen.”Die Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens (Wien: Bäuerle), Jg. 16, Nr. 138 (18. November 1823), S. 551 schreibt zur Aufführung vom 5. November: Hr. Rauscher erschien heute als Max und gab wiederholt zu angenehmen Hoffnungen Anlaß. Dem Vernehmen nach war ihm nur wenig Zeit zur Einstudierung dieses schwierigen Partes gegönnt, aber er hatte selben recht gut inne, und die Direktion erhielt neuerdings Ueberzeugung, daß es nicht unvortheilhaft wäre, diesen jugendlichen talentvollen Tenoristen öfters mit bedeutenden Parten zu beschäftigen.

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