Aufführungsbesprechung Berlin, Schauspielhaus: Konzert von Carl Maria von Weber am 26. August 1814

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Tagesbegebenheiten.

Berlin, den 29. August 1814. *)

Herr Carl Maria v. Weber, Direktor der Oper und Kapellmeister des ständischen Theaters zu Prag, gab uns am 26. August ein großes Instrumental- und Vokal-Concert, worin er mit verschiedenen Arbeiten seiner Komposition auftrat, und sich selbst auf dem Fortepiano hören ließ. Es ist nicht zu läugnen, daß Hr. v. Weber ein sehr fertiger ¦ Klavierspieler sei, und daß er unverkennbare Anlagen zur Komposition habe; allein unpartheiisch, und ohne Vorurtheil sei es, unbeschadet der Talente des Hrn. v. Weber, gesagt, auf diesem barocken Wege muß derselbe nicht ferner fortfahren zu komponiren, sonst werden seine Arbeiten, in denen ein gewisses Studium der Kunst nicht zu verkennen ist, ganz ungeniesbar. Hr. v. Weber will mit Gewalt originell sein, und ahmt Cherubini, Spontini und andere Meister dieser Art nach, ohne ihre Genialität zu besitzen, die sich in den Werken dieser Meister neben ihren Eigenheiten so deutlich ausspricht.

Die erste erforderliche Eigenschaft einer guten Musik ist diese, daß sie verständlich sei. Joseph Haydn, der originelste Tondichter, den in seiner Art noch kein anderer Komponist erreicht hat, wie leicht und gefällig, wie das Herz und die Phantasie ergreiffend sind alle seine Symphonieen, wie frappant seine Modulationen, und dabei wie verständlich jeder Ton. Es ist nicht genug, daß ein Tonsetzer Gedanken hinschreibe und Modulationen auf Modulationen häufe, er muß auch wissen, wie er die ersten geschickt verweben und wie er andere geschickt herbeiführen soll, damit sie das Ohr nicht beleidigen. Die Werke eines solchen Meisters muß Hr. v. Weber fleißig studiren, wenn er will, daß seine Musik dem unpartheiischen wahren Kenner gefallen und einen bleibenden Eindruck machen soll. Seine frühern Kompositionen neigen sich zwar auch schon zu gesuchten Ausweichungen und barocken Sätzen, indessen bleibt doch seine Oper Sylvana, eine frühere Arbeit, in der seine theatralischen Anlagen nicht zu verkennen sind, und in der bei allen ihren Auswüchsen und gehaschter Originalität manche Gesangstücke deutlich, verständlich und gefällig sind, das Beste, was wir von ihm kennen, und kein Stück, welches er uns in seinem Concerte gegeben hat, ist diesem an die Seite zu setzen.

Aus Achtung für Hrn. v. Webers sonstige Verdienste, enthalten wir uns einer strengern Recension seiner in diesem Concerte aufgeführten Stücke, welche die Kenner nicht befriedigt haben, so sehr auch seine Freunde sich bemühten, ihm Beifall zu verschaffen. Wir setzen noch hinzu, daß Hr. v. Weber sein Concert mit großer Fertigkeit und Feuer vortrug. Diese Komposition, besonders das Adagio, war das Beste, was wir diesen Abend hörten.

[Original Footnotes]

  • *) Ich rücke diesen Aufsatz auf Verlangen ein, wenn gleich meine Ansicht von der des Hrn. Einsenders in mehrern Punkten abweichen möchte. Kuhn.

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Jakob, Charlene

Tradition

  • Text Source: Der Freimüthige oder Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser, Jg. 11 (1814), Nr. 183, pp. 732

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