Rezension über Webers “Euryanthe”

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Wir haben Euryanthe gehört, ein Werk auf das man seit Monden die Ohren spizte, Webers neueste Oper, besäße ich die Fähigkeit, das heißt wäre ich nur einigermaßen musikalisch, ich würde mich sogleich, entweder als ein Verehrer [einer] ächt Caracteristischen tief gedachten und inposant ausgeführten Tondichtung oder als ein eingefleischter Melodiensichtiger Rossinianischer breit darüber auslaßen, und in dessem Sinne pro oder contra schreiben, da mir aber diese Capacitæt mangelt, und ich die Lobhudeley der hiesigen Blätter deren Redacteurs sämmtlich Webers Freunde sind, nich[t] nachbeten will, so will ich meine profane Meinung und Ansicht, in wenig Worten kund geben, Euryanthe hat ergreifende, erhabene und außerordentlich schöne Stellen, nur ist sie bisweilen zu gekünstelt, und das Streben des Compositeurs, Mozart, Gluck, und Händel, nachzueifern liegt zu deutlich am Tage, drum gleichen auch die beyden ersten Akte eher einem Oratorium als einer romantischen Oper, den richtigsten Standpunkt auf welchen diese Composition steht geben, Webers Gegner, selbst am besten an, Bekanntlich steht unter Webers Portraet sein Wahlspruch: Wie Gott will*, da sagen denn nun die Anhänger des ittalienischen Maestro Weber schreibe Opern wie Gott will, Rossini hingegen, wi[e’]s Publicum will – Ergo, – die Folgrung kann der Leser selbst ziehn.

Editorial

Summary

aus der Wiener handschriftlichen Zeitschrift Salbe (vermutlich Nr. 19 vom 3. November 1823), S. 226; über Webers “Euryanthe”, die schöne Stellen hätte, aber “bisweilen zu gekünstelt” sei; die beiden ersten Akte glichen eher einem Oratorium als einer romantischen Oper

Creation

vor 3. November 1823

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Wien (A), Wienbibliothek am Rathaus (A-Wst)
    Shelf mark: Sammlung Wolfram Tuschner (ZPH 1391)

    Physical Description

    • Beginn des Artikels fehlt

    Corresponding sources

    • Frank Ziegler, Weberiana 25 (2015), S. 56f.

Text Constitution

  • inposantsic!

Commentary

  • “… sein Wahlspruch: Wie Gott will”Dieses Bonmot ist aus verschiedenen Quellen bekannt; vgl. Carl Maria von Weber. ... wenn ich keine Oper unter den Fäusten habe ist mir nicht wohl. Eine Dokumentation zum Opernschaffen, Ausstellungskatalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Wiesbaden 2001, S. 157f. sowie Frank Ziegler, „... wahr und genau aufgezeichnet“ – Webers Wien-Besuche 1822/23 und die Rezeption seiner Bühnenwerke in der Kaiserstadt 1821–1829 im Spiegel zeitgenössischer Erinnerungen, in: Tagungsbericht Dresden 2006 sowie weitere Aufsätze und Quellenstudien (Weber-Studien, Bd. 8), Mainz 2007, S. 501.

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