Aufführungsbesprechung Brünn: im September und Oktober 1823 (u.a. mit “Preciosa” und “Freischütz”)

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Nachdem wie durch den ganzen Sommer von Zeit zu Zeit mancher Künstler Talente bewunderten, genießen wir noch fort¦während so manches Vergnügen, das uns hier durchreisende Künstler verschafften. […] – Am 30. Sept. ergetzte uns Marie Schmidt als Präciosa. Ihre sonore, melodische Stimme, und ihre treffliche Declamation trug wohl am meisten dazu bey, daß das Ganze einen so interessanten Eindruck gewährte. Schade, daß sie im Gesange, wo sie nicht immer rein intonirt, nicht eben so vortrefflich ist, als in der Declamation. Doch dürfte dieses Negativum ihrer Jugend zu Gute gehalten werden, um so mehr, da sie unter die denkenden Schauspielerinnen und Sängerinnen zu zählen ist. Das Eckige und Schulmäßige des Gesanges kann sich nur nach langer Übung und großem Fleiße in eine künstliche Rundung desselben verlieren. […] – Am 3. Oct. wurde der „Freyschütz“ bey einem sehr vollen Hause gegeben. Hr. Löbel, Bassist am Hamburger Theater, trat als Caspar auf. Sein Spiel ist zwar nicht zu tadeln, allein seine Singmanieren waren nicht für jedes Ohr. Einige angebrachte Verzierungen schienen auch nicht gar wohl gewählt und angewendet. Besonders fiel ein im Trinkliede von ihm angebrachter Triller etwas ungelenk, und da er ihn auf die Sylbe: Re, bey „Saft der Reben“ legte, vollends mäckernd aus, was ein kleines Gelächter unter der Menge erregte, und mancherley Gedanken veranlaßte. Dabey ist der Umfang seiner Stimme sehr beschränkt. Marie Schmidt (Agathe) sang Einiges meisterhaft. Mad. Laroche (Ännchen) scheint in der Virtuosität ihres Spieles und Gesanges immer höher zu steigen. Die Anfangs bey ihrem Erscheinen auf der hiesigen Bühne an ihr gerügten Dissonanzen waren heute durchaus nicht zu vernehmen. Besonders trug sie: „Grillen sind mir böse Geister“ einzig lieblich und wirklich unvergleichlich vor*). Auch Hr. Schuster als Max verdient ehrenvoll erwähnt zu werden. […]

[Original Footnotes]

  • *) Wir werden bald Gelegenheit finden, Mad. Laroche zu beurtheilen; denn sie ist für kommenden Dezember als Gast für das Theater an der Wien verschrieben. Anmerk. der Red.

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Aida Amiryan-Stein

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