Aufführungsbesprechung Hamburg: “Preciosa” von Carl Maria von Weber am 23. Juni 1824

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(Fortsetzung.)

Eben so ward die Preciosa von der Mad. M. dargestellt, und diese Rolle, welche nur gefallen kann, wenn die Darstellerin wenigstens singen und tanzen kann, scheiterte schon an dem Umstande, daß dieser Gast beide Talente nicht besitzt. Ich halte das Stück an und für sich lange nicht so schlecht, als das fade „Landleben“, schon weil es wirklich romantisch ist und doch einige recht hübsche Situationen, ja selbst einige kräftige Charaktere, wie die Zigeunerin, den Zigeunerhauptmann, den Pedro u. a. m. hat, was dem van Dyk ganz und gar abgeht; dann ist auch die Dramatisierung der hübschen Novelle des Cervantes nicht eben mißlungen zu nennen, wenn sie gleich noch besser hätte seyn können; endlich ist die Zigeunerwirtschaft doch ganz interessant, besonders in Begleitung der durchaus originellen Musik unsers Weber, und so fehlt dem Ganzen doch nicht wahres, geistiges Leben. Soll dieses aber zur Anschauung gebracht werden, so muß die Titelrolle gut besetzt seyn, namentlich müssen der Darstellerin weder Körperschöne noch verschiedene Talente, außer dem der bloßen Darstellung, abgehen; eine Preciosa muß das Liedchen hübsch singen und auch erträglich gut tanzen können, weil sie ihre Rolle sonst parodirt, denn gerade durch ihre Kunstfertigkeiten ist sie ja Preciosa. Alles dieses entbehrten wir bei unserm Gaste und so war denn die Rolle, besonders als selbstgewählte Gastvorstellung, durchaus vergriffen, zumal da auch das blos Angelernte hier wieder recht störend hervortrat. Zu noch schärferm Tadel berechtigt das Spiel des Herrn Meck*, der die Rolle des Pedro durchaus ernsthaft und pathetisch nahm, wodurch sie einen eigenen unangenehmen Anstrich erhielt, so daß es nahe bei ärgerlichen Auftritten herging. Einige andere Rollen, die von diesen Gästen gegeben wurden, war ich behindert zu sehen. Zu ihrem Benefiz gab Mad. Meck das Käthchen von Heilbronn, wo sie sich beim Einstürzen der Brücke sehr beschädigt haben soll; soll sage ich, weil man gegen solche Erzählungen von Andern – und ich selbst war nicht zugegen – recht sehr mißtrauisch seyn muß.

(Forts. folgt.)

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Amiryan-Stein, Aida

Tradition

    Commentary

    • “… das Spiel des Herrn Meck”Schauspieler (Johann) Leonhard Meck (1787–1861), Ehemann von Friederike Meck.

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