Gustav Mahler an Hermann Stephani in Sonderburg(?)
Wien, vor Dienstag, 19. Januar 1904

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Sehr geehrter Herr Doktor!

Ihren Artikel, den Sie mir freundlichst zugesandt, habe ich mit Dank empfangen. Ihre Ausführungen haben mich sehr interessirt da ich selbst mit dem Plan umgieng der Euryanthe in den auch von ihnen empfundenen gewaltig störenden Incongruenzen beizukommen*. – Inweit mir dieß gelungen ist, wollen Sie selbst aus dem Textbuch ersehen, welches die Frucht meiner Bemühungen ist, und das ich Ihnen hier vorlege*. Musikalische Aenderungen sind – bis auf 2 Nachspiele und einige geringfügige Varianten, die durch den neuen Text nothwendig geworden – glücklicherweise nicht unumgänglich gewesen, und so, hoffe ich, wird die Aufführung* halten, was mir die Proben bisher versprochen: eine fließende, durchaus logische Handlung, der man ohne Widerstreben folgen können wird. die vielleicht etwas verblaßte „Romantik[] ist allerdings dem von Verismo und anderen ismen überfütterten lieben Publiko nicht mehr schmackhaft zu machen. Aber Unseresgleichen werden vielleicht eine Freude daran haben.

Ihr ganz ergebenster Mahler.

Editorial

Summary

Text‑Neufassung Euryanthe

Incipit

Ihrem Artikel, den Sie mir freundlichst zugesandt, habe ich

General Remark

H. Stephani vermutet in seiner Nachbemerkung zum Brief-Erstdruck (aufgrund seines Antwortvermerks vom 2. Februar 1904) die Entstehung des Briefes Ende Januar, allerdings spricht G. Mahler von der bevorstehenden Erstaufführung seiner Bearbeitung, der Brief muss somit vor deren erster Darbietung (19. Januar 1904) entstanden sein.

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Verbleib unbekannt

    Corresponding sources

    • Hermann Stephani: “Mahlers Euryanthe‑Bearbeitung”, in: Allgemeine Musik‑Zeitung, Jg. 50, Nr. 42/43 (19. Oktober 1923), S. 609 (demnach alle im Druck gesperrten Passagen im Original in lateinischer Schrift)

    Commentary

    • “… empfundenen gewaltig störenden Incongruenzen beizukommen”Stephani erläutert in seiner Nachbemerkung zum Brief-Erstdruck: „1903 hatte ich im 2. Septemberhaft der ‚Musik‘ Anregungen und praktische Vorschläge zu einer textlichen Neubearbeitung von Webers Euryanthe gegeben, deren weiterer Ausbau später zur Annahme bzw. Aufführung an 10 deutschen Bühnen geführt hat; Klavierauszug bei Schlesinger. Jene Anregungen sind es wohl gewesen, die Gustav Mahler zu obigen Zeilen bestimmt haben. Absendungsort und -Datum fehlen. Aus einer Notiz, nach der ich am 2.2.04 antwortete, ist Ende Januar zu vermuten. Dem Briefe bei lag das Textbuch von Mahlers eigener Bearbeitung: ‚Neue Einrichtung für das k. k. Hofoperntheater, Wien 1904.‘, auf dessen Besprechung ‚Musik‘ 1904, S. 195 ich kurz verweisen darf.“
    • “… das ich Ihnen hier vorlege”Textdruck bei Adolph W. Künast (Wallishausser’sche k. u. k. Hof-Buchhandlung).
    • “… hoffe ich, wird die Aufführung”Erstaufführung der Mahler-Bearbeitung an der Wiener Hofoper am 19. Januar 1904 unter musikalischer Leitung von Mahler. Die Premiere am 19. Januar 1903 (mit Bühnenbild von Anton Brioschi und Kostümen von Alfred Roller) und die vier nachfolgenden Aufführungen (bis 9. März 1903) waren noch ohne Mahlers Einrichtung gegeben worden.

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