Band II/5 der Weber-Gesamtausgabe mit Gelegenheitskompositionen erschienen

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Der Band vereint anlassgebundene Vertonungen entsprechender Textvorlagen durch Weber. Solche Gelegenheitswerke werden üblicherweise sowohl von der Musikpraxis als auch von der Wissenschaft recht stiefmütterlich behandelt und als vermeintlich undankbar abgetan – so auch bei Weber; umso größer war in der Vorbereitung der Edition der Rechercheaufwand zur Werkentstehung und -rezeption sowie zu den weit verstreuten Quellen, fehlten doch seit dem Jähns’schen Werkverzeichnis von 1871 fast durchweg neuere substantielle Untersuchungen dazu.

Aus den Jahren vor 1817 liegen im neuen Band vor allem kleinere Festmusiken für ein privates Umfeld vor, die Weber entweder auf Bitten von Kollegen oder aber aus eigenem Antrieb für seinen Freundeskreis schrieb. Zu diesen klassischen Gelegenheitswerken gehören neben zwei Begräbnis-Kompositionen (WeV B.1a/b von 1803/04 und WeV B.4 von 1811) vorrangig Geburtstagsständchen für Franz Danzi (WeV B.3, 1809), Louise Sofie Schröck (WeV B.6, 1812), Friederike Koch (WeV B.7, 1812) sowie Jean-Louis Jordan (WeV B.9, 1814).

Neben diesen Gelegenheitsmusiken für das private Umfeld, die sämtlich vor Webers Dresdner Jahren entstanden, handelt es sich bei den in den Band aufgenommenen ab 1817 komponierten Werken generell um Huldigungsmusiken für Mitglieder der sächsischen Königsfamilie. Abgesehen von der kurzen Musik zum Prolog anlässlich der Hochzeit von Prinz Friedrich August von Sachsen mit Erzherzogin Carolina von Österreich (WeV B.16), die als Bestandteil des Festprogramms quasi offiziellen Charakter hatte, sind alle anderen kleiner besetzten Kompositionen dieser Art sozusagen “persönliche” Huldigungen: Kantaten bzw. Gesänge zu Namens- oder Geburtstagen der Königin (WeV B.14) sowie verschiedener Prinzessinnen und Prinzen der königlichen Familie (WeV B.11, B.13, B.17, B.19), die lediglich im privaten Rahmen dargeboten wurden. Da Weber bei den Aufführungen die Klavierbegleitung meist selbst spielte, war die Aufzeichnung zunächst nicht zwingend nötig; der Komponist improvisierte sie häufig. Daraus ergibt sich der Umstand, dass zu mehreren Werken die Begleitung erst nachträglich (WeV B.7, 9, 11, 13; außer in B.11 die Begleitung generell ad libitum) bzw. nicht (WeV B.6) oder nur unvollständig (WeV B.19) notiert wurde.

Die Textvorlagen zu allen hier präsentierten Dresdner Huldigungskompositionen stammen von Mitgliedern des Dresdner Liederkreises: Friedrich Kind (WeV B.11, 13, 14), Theodor Hell alias Karl Gottfried Theodor Winkler (WeV B.16, 18, 19) sowie Gottlob Adolph Ernst von Nostitz und Jänkendorf (WeV B.17). Es handelt sich um typische Beispiele panegyrischer Poesie, die einer weiteren Verbreitung der Werke eher hinderlich war. Die einzige Möglichkeit, ihnen ein Weiterleben über den ursprünglichen Anlass hinaus zu ermöglichen, lag in der Unterlegung neuer Texte. Solche Umtextierungen lassen sich mehrfach schon unter Beteiligung Webers nachweisen, können also im Grunde als von ihm legitimiert gelten, auch wenn sie den für Webers Komponieren so substantiellen Zusammenhang zwischen Textvorlage und musikalischer Umsetzung eigentlich untergraben. Als grundsätzliches Rezeptions-Phänomen dieser Werkgruppe werden sie im Band umfassend dokumentiert.

Frank Ziegler, Monday, August 10, 2015

Editorial

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