Friedrich Ritschl an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin,
Bonn, Mittwoch, 28. Dezember 1864
Hochgeehrter Herr Musikdirector.
Von Herzen gern wäre ich bereit, Ihre Wünsche nach Kräften zu erfüllen, wenn nicht ein absolutes Hinderniß entgegenstände. Ich bin nicht der, für den Sie mich halten. Auguste und die mir besonders theure Amalie Sebald waren meine Tanten; der letzteren, mit der ich in meiner Jugend viel Musik getrieben, verdanke ich auch die Einführung in das Verständniß des Weberschen Genius, den sie warm verehrte. Augusten’s Sohn, der sich auch wohl im Besitz der von Ihnen gesuchten Papiere — wofern sie noch existiren — befinden muß, ist der Professor der Theologie Albrecht | Ritschl, früher allerdings ebenfalls Professor in Bonn, seit einem Jahre aber in Göttingen.
Voll lebhafter Sympathie für Ihren schönen Plan, und wohlvertraut mit den Mühen, welche die Ausführung eines solchen Vorhabens mit sich zu führen pflegt, möchte ich Ihnen gern die Last ersparen, die vorliegende Erkundigung noch einmal in extenso niederschreiben zu müssen. Nur unter diesem Gesichtspunkte wollen Sie es auffassen, daß ich — weil ich darin eine Geschäftsabkürzung für Sie sehe — Ihr geehrtes Schreiben Ihnen wieder zugehen lasse. So können Sie es, mit der nöthigen kurzen Erläuterung, ohne Weiteres an meinen Vetter in Göttingen adressiren.
Mit den besten Wünschen für das Ge|lingen Ihres werthvollen Unternehmens bin ich
Ew. Hochwohlgeboren
hochachtungsvoll ergebener
Friedrich Ritschl.
Bonn, 28. Dec.
1864.
Apparat
Zusammenfassung
weist darauf hin, dass sein Vetter in Göttingen, der Theologieprofessor Albrecht Ritschl, der Sohn von Auguste Sebald ist und etwas über die gesuchten Weberschen Scripten aussagen könne
Incipit
„Von Herzen gern wäre ich bereit“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Frank Ziegler