Reinhold Preumayr (Stadttheater Köln) an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Köln, Mittwoch, 6. November 1878

Back

Show markers in text

Hochgeehrter Herr Professor!

Auf Ihr sehr geehrtes Schreiben darf ich Ihnen Folgendes erwidern.

Die von C. M. von Weber von Dresden aus hierher gesandte Partitur ist leider nicht mehr vorhanden. Dieselbe ging bei dem Brande 1868 zu Grunde. Da mir nun die Direction über die bewußte Stelle* keine Auskunft geben konnte, so habe ich mich bemüht, einige Musiker ausfindig zu machen, welche früher hier im Orchester thätig waren – allein Keiner kann mit Bestimmtheit angeben, ob die Stelle in der Partitur vorhanden war oder nicht; gesungen sei dieselbe | niemals.

Jetzt haben wir hier eine Partitur welche laut Weber’s eigner Handschrift auf dem Titelblatte, 1822 für das National-Theater in Danzig bestimmt war; an welchem Theater die Oper im December desselben Jahres auch gegeben wurde*. In dieser Partitur ist die Stelle nicht. Ich möchte aber wol behaupten, daß diese Partitur nicht vom Meister redigirt ist, da sich ganz eigenthümliche Fehler in derselben befinden, welche Schreibfehler in die Orchesterstimmen übertragen und somit doch erst später corigirt sind. Da ich immer auf die Stelle bestanden, so habe ich mir dieselbe vor mehreren Jahren aus der Partitur vom Hoftheater in Wiesbaden abgeschrieben, um des Meister’s Instrumentation zu besitzen und nicht in die Verlegenheit zu gerathen.

|

Indem ich lebhaft bedaure, Ihnen nicht eine günstigere Mittheilung machen zu können habe ich die ganz besondere Ehre zu zeichnen Hochachtungsvoll
ganz ergebenst
Reinhold Preumayr

Editorial

Summary

teilt mit, dass die von Weber nach Cöln geschickte Partitur bei dem Brand 1868 vernichtet worden ist; jetzt besitzen sie eine hs. Partitur mit autographem Titelblatt, die Weber 1822 nach Danzig geschickt hat, in dieser ist die Eremitenstelle nicht

Incipit

Auf Ihr sehr geehrtes Schreiben darf ich Ihnen folgendes erwidern

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. X, Nr. 734

    Physical Description

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)
    • am Briefkopf gestempelt: “an Jähns”

    Commentary

    • “… Direction über die bewußte Stelle”Im Finale III, Nr. 16 die T. 231‒252 (diese Passage des Eremiten fehlte in zahlreichen zeitgenössischen Partituren).
    • “… desselben Jahres auch gegeben wurde”Die Danziger Erstaufführung fand am 31. März 1822 statt. Die heute verschollene, ursprünglich für Danzig bestimmte Partitur, die Weber am 30. November 1821 an seinen Bruder Edmund übersandt hatte, befand sich 1867 noch im Besitz von Carl Böckel in Augsburg; vgl. den Brief von Friedrich Röth an Jähns vom 7. Mai 1867.

      XML

      If you've spotted some error or inaccurateness please do not hesitate to inform us via bugs@weber-gesamtausgabe.de.