Rudolph Wollank an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Rathenow, Donnerstag, 29. Dezember 1864

Zurück

Zeige Markierungen im Text

Hochgeehrter Herr Musikdirector!

Auf Ihr freundliches Schreiben vom 26. d. M., welches manche freudige u. auch trübe Erinnerung an vergangene Zeiten in mir wachgerufen, beehre ich mich zu erwiedern, daß es mir herzlich leid thut, Ihren Wunsch um Uebersendung von Schriften von Webers Hand nicht erfüllen zu können, was ich mit grosser Freude gethan haben würde.

In meinem Besitze befindet sich, trotz genauer Durchsicht meiner Papiere, auch nicht ein Blatt von Webers Hand, weder Briefliches noch rein Musicalisches. Ich erinnere mich dunkel, daß meine verstorbene Mutter ein ganzes Packet Briefe von Weber an meinen Vater hatte, wie sie dergleichen stets mit besonderer Pietät aufhob; allein sie sind verschwunden. Entweder hat meine Mutter vor ihrem Tode sie vernichtet — daß dergl. Briefe nach ihrer Meinung für die späteren Nachkommen oft nichts werth seien, sprach sie wiederholt aus — oder sie sind bei meinen mehrfachen Umzügen verloren gegangen oder meine verstorbene Schwester hat sie bei ihrer Verheirathung nach Düsseldorf mitgenommen.

In Ihrem Interesse habe ich gleich an meinen Schwager, OberPostdirector Friederich* geschrieben u. ihn um Recherche event. Uebersendung gebeten, und werde nicht verfehlen, Ihnen sofort das Aufgefundene zu übersenden oder weitere Mittheilung zu machen.

Für die freundliche Erinnerung, die Sie meiner Person bewahrt, danke ich Ihnen herzlich; auch Sie stehen mir noch lebhaft vor Augen, wenngleich manches Jahr vorübergerollt ist, daß ich Sie nicht gesehen.

Max v. Weber bin ich seit 1847, wo ich ihn aus der Ferne in Dresden sah, nicht wieder begegnet. Unsere Correspondenz ist leider längst eingeschafen.

Ihnen u. den Ihrigen ein fröhliches neues Jahr wünschend, zeichne ich mit der vorzüglichsten Hochachtung
Ew. Hochwohlgeboren
ganz ergebener
Rudolph Wollank

Apparat

Zusammenfassung

teilt mit, dass keine Weber-Briefe mehr in seiner Familie vorhanden sind. Die Mutter könnte sie vernichtet haben, da sie meinte, sie wären uninteressant für die Nachwelt

Incipit

Auf Ihr freundliches Schreiben vom 26. d. M.

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 697

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)

    Einzelstellenerläuterung

    • „… an meinen Schwager, OberPostdirector Friederich“Ober-Postdirektor und Geheimer Postrat (Heinrich) Alexander Friederich.

      XML

      Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
      so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.