Carl August Böttiger an Heinrich Blümner in Leipzig
Dresden, Mittwoch, 4. September 1822

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Mein innigverehrter Freund!

Ich denke, ich sehe Land, aber noch bin ich nicht gelandet, wie schon der Umstand beweist, daß ich noch immer meinem Sohne dictire*. Durch Andere weiß ich, daß Ihre Frau Tochter bei Ihnen war und freue mich Ihrer Vaterfreuden. Hoffentlich legt Ihnen Gehlers* allbetrauerter Tod keine neuen Amtsfesseln an. Das wäre sehr schlimm, denn ich weiß zufällig, daß durch Ihr Werk über die Landtagsordnung gewisse Ihnen wohlbekannte […], wobei es auf Sie selbst abgesehen ist, aufs Neue in Anregung gekommen sind. Graf Hohenthal-Königsbrück, der mich vor einigen Tagen in meinem Gartenlogis in der Neustadt besuchtze, schien nur darüber unzufrieden, daß Sie nicht mehr gegeben hätten. Er hätte noch ganz andere Sachen dazu geben wollen. Bei unserem Theater sind wir fortdauernd mit Gastrollen geplagt. Brand, Regisseur des Manheimer Theaters und Schwager unseres Maria v. Weber machte, wie ich höre, in Otto v Wittelsbach und Michel Angelo in Correggio eine sehr ehrenvolle Ausnahme.* Ich selbst werde noch lange kein Schauspiel besuchen können.

Es sind die fehlenden aber schon bezahlten 5 Hefte der Etrurischen Monumente* endlich über Berlin angekommen. Die Spesen betrugen auf die 3 Exemplare die zusammenkamen 3 rh 18 gr. Melden Sie mir nun gefälligst: auf welchem Wege ich Ihnen Ihr Exemplar zusenden soll. Die Fortsetzung | wird künftig wohl durch Wolte in Wien schneller und wohlfeiler zu erhalten seyn. Denken Sie auch an die Ausgabe von Schillers dramatischen Werken! Das Bedürfniß wächst mit jedem Tage. Auf Veranlassung einer Gastrolle des Ferdinand in Kabale und Liebe, welche ein Herr Haake aus Braunschweig hier ohne große Zufriedenheit der Zuschauer tragirt hat ward es aufs Neue recht sichtbar.

Leben Sie wohl und erfreuen fortdauernd mit Ihrem geneigten AndenkenIhren
ganz eigenen
Böttiger

Apparat

Zusammenfassung

fühlt sich schon besser, muss aber noch seinem Sohn den Brief diktieren, reflektiert über Blümners Publikation über die Landtagsordnung, klagt über Gastrollen-Schauspieler im Theater und berichtet, dass Louis Brandt, Webers Schwager eine Ausnahme gemacht habe; persönliche Mitteilungen

Incipit

Ich denke, ich sehe Land, aber noch bin ich nicht gelandet

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Leipzig (D), Stadtgeschichtliches Museum, Bibliothek (D-LEsm)
    Signatur: A/2012/402

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S.)
    • nach Diktat in der Hand von Böttigers Sohn Gustav

Textkonstitution

  • unleserliche Stelle (ca. 1 Wort)

Einzelstellenerläuterung

  • „… noch immer meinem Sohne dictire“Aufgrund von Böttigers Star-Operation am 19. Juli 1822; vgl. Karl Wilhelm Böttiger, Karl August Böttiger, [...]. Eine biographische Skizze, Leipzig 1837, S. 123.
  • „… Vaterfreuden. Hoffentlich legt Ihnen Gehlers“Johann August Otto Gehler (1762–1822), Kriminalrichter in Leipzig.
  • „… Correggio eine sehr ehrenvolle Ausnahme.“Am 1. September spielte er die Titelrolle in: Otto von Wittelsbach. Pfalzgraf in Bayern. Hist. Trsp. in 5 Akten von Babo und am 3. September den Michel Angelo in Correggio, Trsp. in 5 Akten von Oehlenschläger.
  • „… 5 Hefte der Etrurischen Monumente“Francesco Inghirami, Monumenti Etruschi o di Etrusco nome, 10 Bd., Fiesole 1821.

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